Re: Ich höre gerade … Jazz!

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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John The RelevatorHabe das alles sehr intensiv und interessiert durchgelesen. Mir stellt sich da immer wieder die Frage: Wie höre ich die Musik, was entwickelt sich da bei mir ? Da ich, im Gegensatz zu manch anderen, doch noch sehr unerfahren oder unwissender bin – wobei was ist das „unwissend“? – gehe ich doch sehr emotional an die Musik heran. Bei „Mulligan meets Monk“ ist es das Zusammenspiel von baritone sax und dem Pianospiel von Monk was die Reize und und die Intensität des Hörens bei mir ausmacht. Ob das konstruiert oder nicht genau passt – höre ich vllt. nicht – da bin ich vllt. zu „hörunerfahren“! Ich finde sie toll – gerade weil es nicht 100% passt, gerade weil da vllt. Welten aufeinanderprallen.
Hören hat immer was, jedenfalls bei mir, mit einer sehr emotionalen Empfindung zu tun, die dann entscheidend für die Bewertung einer Platte, einer Aufnahme, ist. Ich erkenne und erfahre beim Durchlesen oft, das ein massives Loch an Hintergrundinformation bei mir vorhanden ist, was zu stopfen, durch Lesen und Hören ein Leichtes ist, aber das die Herangensweise an die Beurteilung einer Aufnahme bei mir letztendlich doch sehr einfach ist: Berührt sie mich oder nicht? Mulligan meets Monk berührt mich, besonders „Round Midnight“! Vielleicht auch deswegen, weil sie eben nicht „perfekt“ oder „passend“ ist.
Wie beurteile ich eine Aufnahme, ein Album, ein Künstler? Welche Parameter der Beurteilung nehme ich um dann zu urteilen zu bewerten – das fällt mir schon schwer! Ist Freddie Hubbard oder Lee Morgan der bessere Trompeter. Welches Pianospiel finde ich besser oder ist intensiver oder berührt mich am meisten? Wer spielt mit wem am Besten zusammen – das kann ich oft nicht erkennen – da fehlt wohl noch die Zeit des Hörens und die Erfahrung. Ist aber letztendlich beim Erfahren des Albums nicht so elementar , da ich mich ja meistens auf die emotionale Ebene wiederfinde. (Ich habe bewusst das Wort „wiederfinde“ und nicht „reduziere“ benutzt)

Deswegen jetzt noch mal:

Höre unter dem Eindruck von eurer Beurteilung das Album noch mal intensiv! Es wird mir ein Vergnügen sein!

Hörerfahrungen sind jene die man selbst macht, also vertraue einfach ruhig Deinen Ohren und Deinem Herzen ….. die Beiträge zu „Mulligan Meets Monk“ habe ich mit Interesse gelesen – diese basieren genau auf den vorgenanten persönlichen Eindrücken des/der Verfasser(s) ….. ich persönlich mag dieses Album ganz gerne, die zwischen den Hauptprotagonisten (von manchen) empfundene Distanz ist für mich einfach das Spiel im eigenen Stil – das kann dann im Gesamtkontext durchaus monolithisch wirken (ein Klassiker hiezu IMO ist „Hawkins meets Rollins“ ….) – was mich zuerst befremdet hat war das Fehlen des akustischen Fundaments, was umso bizarrer ist als der Bassist Wilbur Ware ist ….hier sind aber die Transfer dafür verantwortlich, auf japanischem Vinyl war dies schon viel besser wahrnehmehmbar und auf einer 45er Reissue (Analog Productions glaub ich war das) war dies nochmals stark verbessert – klar, Wilbur Ware und Shadow Wilson sind hier klassiche „time keeper“ aber deren akustische „Anwesenheit“ verändert die Aufnahme für mich ….

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)