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gypsy tail windJa, sind wir da auf jeden Fall – ich meinte das natürlich auch nur als Witz, aber ich habe die Ansicht hier schon wiederholt kundgetan, weil mir im allgemeinen die Spätphase hier im Forum etwas zuviel Lorberen kriegt – aber das liegt wohl mal wieder an der Albumfixiertheit und auch die schönste senfgelbe Monk-LP geht da eben nicht durch … es ist ja selbst im Hinblick auf die Kompositionen so, dass bei Blue Note schon eine grosse Anzahl (die Hälfte? Ich habe nie nachgezählt) der Stücke da ist und in all den Jahren danach vergleichweise wenig Neues kommt. Allerdings müsste man die Prestige-Jahre – und gerade die hervorragende Trio-Compilation, die vorgarten vorhin hörte – unbedingt noch dazunehmen.
Seltsam auch das Manöver von Keepnews, dass er Monk – nachdem er ihn für nen Appel und n Ei „gekauft“ hatte – erstmal Ellington und dann Standards aufnehmen liess … auch wenn die Alben hübsch sind, kein optimaler Start. Aber zum Glück entstanden danach ja auch noch Alben wie „Brilliant Corners“, „Thelonious Alone in San Francisco“, „At Town Hall“, die Live-Aufnahmen mit Griffin. So gesehen fällt mir die Wahl verdammt schwer, aber ich würde wohl stets die Blue Note-Aufnahmen knapp bevorzugen, wenn ich wählen müsste.
Ich glaube, Monk hat gerade mal 70 Stücke geschrieben, davon bestimmt schon fast die Hälfte zu Blue Note-Zeiten. Aber die sind fast alle auf den Punkt.
Ich denke, Keepnews wollte erstmal so etwas wie Akzeptanz für Monk schaffen, der ja von vielen für einen Dilettanten gehalten wurde. Da bietet sich so etwas konsensfähiges wie Ellington zwar an, verschleiert aber auch die eigentliche Qualität von Monk – der damals ja offenbar gerade nicht konsensfähig aber umso aufregender war. Das ist so eine Art Schmuggel. Aber im Nachhinein kann man sagen, dass Keepnews‘ Strategie aufgegangen ist, denn sonst wäre Monk vielleicht für immer in der Obskurität versunken und hätte sich bis an sein Lebensende von Nellie oder Pannonica durchfüttern lassen müssen oder wäre in der Klappse gelandet.
gypsy tail wind… und „Monk’s Music“! Warum vergess ich die immer, wenn es um die besten Monk-Aufnahmen geht? Dauerte eine Weile, bis ich damit klarkam, darum vielleicht, aber das ist längst anders
Auch die ersten Columbia-Aufnahmen sind eigentlich gut. Nichts neues, aber auf hohem Niveau.
In diesem Sinne:
Thelonious Monk – The Best Of The Blue Note Years (1947 – 52)
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)