Re: Ich höre gerade … Jazz!

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Anonym
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Während hier noch die zweite Suite des Gumpert Albums läuft, hier schon mal ein paar Fakten über die Erste:

„Aus teutschen Landen“ basiert auf vier deutsche Volkslieder aus dem 16. bis 19. Jahrhundert.
die einzelnen Teile sind wie folgt betitelt.

1. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht (11:29)
2. Tanze nicht mit meiner Jungfer Kathen (5:29)
3a. Der Maie, der Maie
3b. Es sass ein schneeweiss Vögelein ( 7:32)
4. Kommt, ihr G´spielen (4:35)

Dieses Werk wurde erstmals im September 1972 von Gumperts erstem 13köpfigen Werkstatt-Orchester bei den Kammerspielen des Deutschen Theaters in der Reihe „Jazz in der Kammer“ aufgeführt. Man sprach damals von“Free Jazz -inspirierter Orchestermusik, die es so nirgendwo anders gab“
Die AMIGA veröffentlichte das Konzert 5 Jahre später unter dem Albumtitel „retrospektive.

Nun, dann will ich mal versuchen, meine Höreindrücke hier festzuhalten.
(ist übrigens das erste Mal, dass ich mich mal über ein Jazz werk auslasse, also verzeiht meine unbeholfene Sprache…)
Habe dafür jetzt nochmal die erste Suite angemacht.

Der erste Teil der Neueinspielung beginnt mit dem, von Gumpert zunächst solo am Piano eingespielten Thema. So nach und nach setzen die anderen Mitglieder ein, sammeln sich und greifen das Thema gemeinsam noch einmal auf. Danach beginnen sehr effektive Duelle zwischen der Trompete, den Saxofonen und der Posaune, mehr oder weniger zusammengehalten vom Schlagzeug und Bass. Im Laufe der nächsten Minuten nimmt die Heftigkeit dieser Auseinandersetzungen sogar noch zu, bis dann vereinzelt bereits die faßbarereren Melodien des Themas hervortreten. Allerdings macht es auf mich den Eindruck, als wolle man nicht zurück und so wird es vor dem Schlussakkord nochmals sehr schräg.

Der zweite Teil beginnt dann vergleichsweise sehr viel faßbarer. Man intoniert das Thema des Volksliedes und zwischendurch übernehmen einzelne Instrumente die Führung. Es gibt zunächst ein aAltsaxofon-Solo, danach übernimmt das Schlagzeug. Der Double- Bass beschließt dann den Teil.

Teil 3 beginnt ebenfalls mit dem Thema, aber schon gleich übernimmt ein Tenorsaxofon die Leitung. das bleibt dann auch erstmal so, allerdings driften die anderen Instrumente anscheinend überall hin. Nachdem zunächst die Posaune und das Altsaxofon dann wieder ein wenig Ordnung reinbringen, beendet das Piano diesen Teil

Piano und Schlagzeug eröffnen dann auch den letzten Teil, jedoch geht es gleich sehr viel rhythmischer zur Sache, und als die anderen Instrumente einsetzen, beginnt es gar zu swingen. Dann wieder ein Tenor Saxofon Solo, Schlagzeug und Bass setztzen ein, das Saxofon bäumt sich noch einmal auf, bis dann die anderen Instrumente wieder mit dem Thema einsetzen und das Stück beenden.
(Ich hoffe, man kann sich darunter ein wenig was vorstellen..)

Auch wenn alle vier Teile durchaus immer wieder diese mehr oder weniger bekannten, auf alle Fälle aber in sich geschlossenen Volksliedthemen aufgreifen, ist der Grundeindruck doch der, es hier mit einer sehr vielschichtigen und experimentellen musik zu tun zu haben, die in der Lage ist, sich innerhalb eines Stückes mehrmals zu verändern.
Der erste Eindruck ist schon mal sehr positiv.

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