Re: Ich höre gerade … Jazz!

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fred

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jetzt hab ich es doch noch gefunden, Ashley Kahn schreibt zum Thema Titelgebung in Kind of Blue

Was lässt sich über die Titel der einzelnen Stücke sagen? Im Jazz sind Namen für Instrumentalnummern (im Unterschied zu den Titeln von Gesangsnummern, die meist auf Verszeilen des Liedes zurückgehen) seit jeher aus der Situation heraus entstanden – der Name einer Freundin etwa (Miles Davis „Lady Susan“), oder sogar, wie in „One O’Clock Jump“, die Zeit auf der Studiouhr. Geht man nach ihren späteren Erinnerungen, so scheinen sich die an Kind of Blue beteiligten Musiker und Produzenten nicht sonderlich mit den Titeln der Stücke beschäftigt zu haben. „Miles interessierten die Titel von Songs überhaupt nicht“ merkt Avakian dazu an. Cobb meint, einige der Namen für Stücke seien von einer der vielen Freundinnen von Miles aus jener Phase vorgeschlagen worden, vor allem „Freddie Freeloader“: „Sie lief rum und erzählte allen, daß sie dabei geholfen hätte, diesen Titel zu finden, und auch den für „So What“. Aber mit den anderen – „Blue in Green“ etwa oder „Flamenco Sketches“ – könnte Bill Evans zu tun gehabt haben.“
Zwei der Titel auf Kind of Blue sind typisch für Davis‘ Neigung, Kompositionen nach Freunden oder Musikerkollegen zu nennen oder dafür lässige Redewendungen aus der Umgangssprache zu benutzen. „Freddie Freeloader“ nimmt dabei Titel vorweg wie „Teo“ (nach Produzent Macero), „Mademoiselle Mabry“ (nach seiner Ehefrau Betty Mabry) und „Billy Preston“. „So What“ – einer von Davis‘ Lieblingsausdrücken – lässt an spätere Titel wie „Right Off“ und „Call It Anythin'“ denken.

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