Re: Ich höre gerade … Jazz!

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atom
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nail75Oder auch komplett legal?

Über Domino Records findet man jedenfalls keine weiteren Informationen, weder im Booklet noch im Internet. Deren Vertrieb H’Art hat sie jedenfalls nicht mehr im Portfolio.

soulpopeunabhängig von der „Rechtslage“ ein hervorragendes Konzert…..

Ja, darauf kann man sich einigen. Hier noch eine Fundstück aus der „Weltwoche“:

Peter RüediSchöner Albtraum Coltrane

Welches ist die beste Jazzplatte aller Zeiten? Als ob man sich zwischen Louis Armstrongs «West End Blues» und Miles Davis’ «Kind of Blue» entscheiden könnte! Die drei Scheiben für die einsame Insel? Die hundert schönsten Platten der Jazzgeschichte? Da verlagert sich die Not nur in die Wahl der hundertsten resp. die Nichtwahl der hundertundersten. Nun kommt mir von einem eher obskuren Label allerdings eine Doppel-CD auf den Tisch, von der für mich feststeht: Wenn’s denn wirklich nur eine sein darf, dann wohl diese. Sie ist von dürftiger Aufnahmequalität, zeitweise ist der Bass kaum zu hören, das Klavier rutscht aus der Stimmung, und was die Dynamik des Schlagzeugs betrifft, sah sich der Tontechniker (die Aufzeichnung eines Vulkanausbruchs war in seiner Ausbildung nicht vorgesehen) zu Kompromissen genötigt. Dennoch, und natürlich vor allem wegen des Saxofonspiels des Protagonisten, sind das zwei Stunden Musik, wie sie auf der nach oben offenen Intensitätsskala gar nicht mehr vorkommt. Von wegen «Spiel». Mit Freiwilligkeit hat das nicht mehr viel zu tun. Gemeint ist ein Konzert, das John Coltrane mit seinem Quartett am 4. 11. 1963 in der Stuttgarter Liederhalle gab: McCoy Tyner am Piano, Jimmy Garrison am Bass, Elvin Jones am Schlagzeug, das sogenannt «klassische» Coltrane-Quartett, an dem nun allerdings gar nichts «klassisch» ist. Roy Haynes, die immer noch aktive Drummer-Legende, sagte einmal: «Mit Coltrane spielen war ein schöner Albtraum.» Kaum zu verkraften. Es gibt hier auch jenseitig schöne Balladen, das schon. Aber nach der halben Stunde «Impressions» hängen wir erschlagen in den Seilen. Der scheinbar traditionelle Anlauf über Tyners Piano-Solo, das retardierende Moment eines etwas langfädigen Bass-Selbstgesprächs und aber dann: Coltranes Skalen türmen sich babylonisch, dann kapituliert das Piano, später der Bass, und das Tenor und das jede Tektonik verwerfende Schlagzeug peitschen sich in immer kürzerem Wechsel bis zu dem Punkt, an dem die Phrase zum Schrei wird und der Schrei zum Röcheln. An dem es dem Saxofon die Sprache verschlägt und uns auch. Nicht Musik für die einsame Insel. Schon eher für ein anderes Leben. Egal, ob im Himmel oder in der Hölle.

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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...