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gypsy tail windIch finde das Konzert aus Paris das tollste der Tour, wohl auch gerade wegen der Spannungen. Von Streit weiss ich nichts, Miles schätzte Coltrane ja so sehr, dass er ihn am liebsten gar nicht ziehen lassen wollte.
Ja, Miles hat Trane geliebt, auch später noch. (Aber wohl eher den aus der Zeit um 1960.) Ich glaube, es war Eric Nisenson, der Miles für seine Biographie besucht hat und erzählt, dass in Miles Schlafzimmer (?) ein einziges Bild hing – ein Portraitfoto von John Coltrane. Und auf eine Bemerkung eines Gastes auf einer Party, er brauche für seine Musik eigentlich zwölf Saxophonisten, soll er bedauernd geantwortet haben: „Ich hatte einmal zwölf Saxophonisten.“ Ich denke, es ist klar, wen er gemeint hat. :lol: (Wobei: Nisenson …)
gypsy tail windColtrane liess sich soweit ich weiss für die Tour im März und April 1960 noch ein allerletztes Mal überreden, aber wie mit seinen Atlantic-Sessions vom Oktober eindrucksvoll bewiesen wird, war die Zeit wirklich reif für ihn!
Ich finde, auf der Paris-Aufnahme wird das viel deutlicher. Peter Niklas Wilson schreibt das übrigens über die Stockholm-Aufnahme zwei Tage später, die ich gerade höre (Fazit: „John Coltrane ist musikalisch mittlerweile schlichtweg auf einem anderen Planeten. Monoman rast er durch seine sheets of sound-Kaskaden, seine Akkord-über-Akkord-Schichtungen, (…) gänzlich unbeeindruckt von dem, was um ihn herum vorgeht.“). Da hat er wohl die Paris-Aufnahme noch nicht gehört … Gerade in Stockholm, finde ich, fühlt sich Coltrane viel stärker in die Band ein, nimmt sich weitgehend zurück und spielt weniger akkordisch, sondern (relativ) weitgehend melodisch, fast wie auf der „Kind of Blue“. Na ja, fast … :lol: Gefällt mir hier im Ensemble ehrlich gesagt besser.
gypsy tail wind(Das Zitat mit dem Spielen-Aufhören kenne ich auch, weiss aber nicht, in welchen Zusammenhang es gehört und neige dazu es als eine typische leere Miles-Bemerkung zu verstehen – es gibt ja z.B, ich glaube in einem Blindfold-Test, auch eine Breitseite gegen Eric Dolphy, den Miles wiederum erfolglos zu werben versucht hatte).
Ja, das war ein Blindfold-Test im Down Beat mit Leonard Feather. Dass Miles Dolphy haben wollte, ist mir neu. Hätte meines Erachtens auch nicht gepasst. Dolphys „hüpfende“ Spielweise ist ja quasi ein Gegenentwurf zu Miles. Nicht die positive Art von Gegenentwurf natürlich, :lol: wie Coltrane es war.
gypsy tail windIn Zürich spielt das Quintett unglaublich entspannt auf – und die TCB-Ausgabe ist auch klanglich erstklassig.
Zürich hab ich noch gar nicht gehört … Da hat der Schnäppchenjäger zugeschlagen … Was heißt „TCB-Ausgabe“?
gypsy tail windMehr zur Tour, inklusive Kommentare von damals in Paris anwesender Musiker hier.
Oh, danke, allein dafür hat es sich gelohnt, sich hier anzumelden! :lol:
@ Topic: Miles Davis – Fran-Dance
(Miles Davis Quintet, Stockholm 1960)
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Now, when the day goes to sleep and the full moon looks / The night is so black that the darkness cooks / Don't you come creepin' around ‒ makin' me do things I don't want to