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Ich meinte bloss die Widmung für Mao … die „Time Remembers“ kenne ich leider bisher noch nicht (sie steht aber, da ich die Haden-Duos ganz allgemein ungemein schätze, auf dem Zettel). „Please Don’t You Cry“ ist in Kirks Diskographie ein oft übersehenes kleines Juwel, das ich sehr gerne mag! Mir geht es bei Kirk im allgemeinen so, dass ich bis zum Ende der Mercury-Jahre und inklusive des darauf folgenden einzelnen Albums für Verve ganz generell alles schätze (einzig vielleicht die Limelight-Alben, aber die habe ich schon sehr lange nicht mehr angehört).
Danach, bei Atlantic, findet ja eine ähnliche Entwicklung statt wie z.B. bei Yusef Lateef – sprich: Joel Dorn hat (so ähnlich hat es redbeans wohl im Lateef-Thread mal auf den Punkt gebracht) die Zeichen der Zeit erkannt und begriffen, dass er nicht einfach weiter wie bisher Jazz-Alben machen kann sondern dass man sich etwas ausdenken muss … Kirk war dazu auch der richtige Mann (Lateef nur teils, finde ich – im Lateef-Thread habe ich über mein Wiederhören der Altantics nach seinem Tod recht ausführlich geschrieben, insgesamt war ich doch positiv überrascht, wieviel mir vom ganzen gefiel, aber ohne Entgleisungen ging das eben auch nicht ab). Dennoch, die Kirk-Alben für Atlantic sind mir – von Ausnahmen abgesehen (besonders „The Inflated Tears“ und „A Meeting of the Times“, aber auch „Bright Moments“, „Natural Black Inventions: Root Strata“) als Gruppe niemals so nah und wichtig wie die Mercury-Alben, das Verve- und das Argo-Album, die Aufnahmen mit Mingus, Haynes, McDuff und Byard (wobei ich das Byard-Album unter dem Strich auch immer etwas enttäuschend finde).
Aber ich muss mich mit Kirks Atlantic- (und Warner-) Output auch mal wieder genauer auseinandersetzen, denn da ist massenhaft tolle Musik dabei. Was mich stört oder eine engere emotionale Bindung verhindert, ist wohl das disparate, das der Präsentation der Alben innewohnt (ich gebe mir Mühe, nicht zu sagen, die Alben als solche seien disparat, denn das sind sie in den meisten Fällen ja nicht). Die wechselnden Besetzungen, die „segues“ etc. Ich mag halt doch am liebsten, wenn Musiker, die etwas zu sagen haben, auch den Raum kriegen, das ausgiebig zu machen (wie, um nochmal zu Lateef zurückzuschwenken, auf „Yusef Lateef’s Detroit“, wo der Rahmen auch durchaus zu den anderen Dorn-Projekten passt, aber der Meister eben auch ausgiebig Raum erhält). Aber klar, das wird auch Kirks eigener Entscheid gewesen sein und ich will dagegen auch nichts sagen – bloss sind mir in manchen Fällen halt Live-Performances (es git aus den Siebzigern auch das eine oder andere, was nie offiziell erschienen ist) lieber, weil sie mich so unmittelbar packen wie sonst eher nur die früheren Kirk-Alben.
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