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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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gypsy tail windKlar ist die Frage erlaubt – meine Antwort viel knapp aus, da ich vorhin unterwegs war und das Schreiben auf dem Smartphone äusserst mühselig ist. Egal, ich meinte natürlich nicht das blosse Faktum, dass Carter Mitglied des second quintet war sondern, was er dort angestellt hat, und das hat vorgarten ja gerade sehr schön zusammengefasst – er war der Anker, der einzige Fixpunkt in einer Band von freischwebenden Radikalen:
Das mit „ohne Bass-Soli“ ist so eine Sache … ist ja nicht immer nötig – wie gesagt, ich finde vorgarten hat die Bedeutung Carters für die Musik des Quintetts wie gesagt sehr gut herausgestrichen. Fairerhalber muss man im Hinblick auf die Aufnahmen mit Stinson (oder Richard Davis) sagen, dass es Carter war, der die Rolle definiert hat. Wenn ein anderer Einsprang, übernahm er wohl weitgehend auch diese Rolle – denn so funktionierte nunmal die Musik des Quintetts. Dass man ein Fünftel davon längerfristig austauschen kann ohne dass sich das Gesamtgefüge ändert, bezweifle ich – daher sind diese Aufnahmen kein wirkliches Zeugnis dafür, wie die Band geklungen haben könnte – dazu hätte es mehr Zeit bedarft und – ob das der Fall gewesen wäre, wissen wir alle nicht – des guten Willens der anderen drei, den Neuling aufzunehmen und ihm Raum zu geben, die Musik in „seine“ Richtung zu treiben. Müssig, diese Gedankenspiele, aber Spass machen sie, das ist schon klar! Mir geht es so, dass ich trotzdem ich Carter nicht zu meinen Lieblingsbassisten zähle, ihn für den idealen Bassisten des second quintet halte und diese Leistung eben allein seinen Rang im Bass-Parnass sichert.
Ein Luftballon, was Shorters eigene Alben betrifft: diese scheinen mir insgesamt – wenigstens bis hin zu „Adam’s Apple“ oder auch „Schizophrenia“ mit Ausnahmen (das Album mit Alan Shorter) viel strenger organisiert, auch die Kompositionen teils etwas starrer, weniger offen, manchmal auch etwas konventioneller (im Fall der Blues-Nummern) (Folgefrage wäre: inwiefern hat Alfred Lion hier die Richtung mitgeprägt bzw. Wünsche geäussert, denen Shorter entgegenkam? Lion liebte ja bekanntlich den Blues über alles.) — anyway: ist Carter in diesem „engeren“ Rahmen der falsche bzw. weniger gut geeignete Mann als eben McBee, der weniger Anker als Freischwimmer ist, um beim schiefen Bild zu bleiben? (Wo Workman sich da genau einfügt, weiss ich selbst nicht, ich kriege den oft nicht so ganz zu fassen, bei aller Wertschätzung.)
Gypsy,
selbstredend sind Basssoli nicht immer notwending – aber oft ist es auch die nicht mehr im Ensemblespiel kontrollierbare Energie welche zu Soli führt – das ist aber weder Ron Carter per se noch seine Rolle im Miles Davis 5tet – war er die „risk controll“??
Natürlich ist die Grundausrichtung des 4/5 Miles Davis Quintet mit Stinson nicht grundlegend verändert, aber nun spielen 100% der Musiker nur mittelbar kontrolliert und die Auswirkungen sind (für mich) deutlich hörbar……geerdet……
Ja bei Shorter`s 60er Blue Notes waren die „Freischwimmer“ Bassisten sehr befruchtend und als die Musik sich Richtung weniger verfestigten Grundformen veränderte, war der „safety“ Ron Carter wieder da……….es wird Dich/euch nicht überraschen, welche Shorter Phase bei Blue Note die für mich Interessanteste ist…und zu Workman, mglws ist das „ihn nicht fassen könne“ eine ihm innewohnende eigene Qualität….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)