Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Die nächste Runde Ellington – „Latin American Suite“ vom November 1968 (ein Stück, „Tina“, wurde erst im Januar 1970 eingespielt – im Trio, mit dem auch das Fantasy-Album „The Pianist“ vervollständigt wurde). Jeff Castleman war damals am Bass, Rufus Jones am Schlagzeug, die Bläser unverändert bis auf Harold Ashby, der Jimmy Hamiltons Platz einnahm (die Trompeten-Section der Zeit: Cat Anderson, Willie Cook, Mercer Ellington, Cootie Williams).

Einen Tag später entstand die „Degas Suite“, die auf Vol. 5 der Private Collection zu finden ist, hier sind neben der Rhythmusgruppe und der ganzen Sax-Section nur Willie Cook und Chuck Connors dabei. Auch Vol. 9 der Private Collection entstand in Der Zeit – Ende November und Anfang Dezember 1968. Harold Ashby ist allein mit der Rhythmusgruppe zu hören in „I Can’t Get Started“, Money Johnson nimmt Mercer Ellingtons Platz in der Trompetensection ein (Mercer sprang wohl öfter mal ein, wenn einer ausfiel, ging auch auf Tours mit, wo dann auch mal fünf Trompeten zu hören sind – wobei man Mercer meines Wissens überhaupt nie zu hören kriegt, er leistet stets bloss Section-Arbeit).

Als im Mai 1970 und Juni die Ballet-Suite „The River“ eingespielt wurde, hatte die Band sich verändert – Johnny Hodges verstarb am 11. Mai, sein Nachfolger war Norris Turney (der seine Flöte mitbrachte und damit einen neuen Sound zu Ellingtons Palette hinzufügte). Turneys Hodges in Kombination mit Ashbys Webster gibt der Sax-Section einen volleren, cremigeren Sound – das rauchige, der einmalige Sound der seit 1956 bestehenden Sax-Section, war verschwunden, obwohl Procope, Gonsalves und Carney weiterhin dabei waren. Cat Anderson und Cootie Williams bzw. Chuck Connors waren auch noch dabei, die Sections wurden durch Mercer Ellington/Al Rubin und Frank Stone bzw. Julian Priester und Booty Wood vervollständigt. Rufus Jones war immer noch am Schlagzeug, neben ihm spielte jetzt Joe Benjamin den Bass („The Spring“, das erste Segment der Suite, ist eine Trio-Nummer). Auch Dave Burns, Cliff Heather und ein paar Orchestermusiker (Elayne Jones, tymp; Walter Rosenberg, glockenspiel; Dave Fitz, xyl, vib) stiessen für Teile der Suite zur Band.

Etwas wehmütig ist das alles schon, das Album „New Orleans Suite“ auf Atlantic, Im April und Mai 1970 aufgenommen, markiert definitiv einen Schlusspunkt – die letzten Aufnahmen von Johnny Hodges am 27. April 1970. Die Band war damals aber bereits verändert, Turney neben Hodges als sechster Mann der Sax-Section bereits dabei, Al Rubin und Fred Stone neben Cootie Williams, Mercer Ellington und Money Johnson bzw. Cat Anderson an den Trompeten, Wood, Priester und Dave Taylor bzw. Chuck Connors an den Posaunen, daneben Procope, Gonsalves, Ahsby, Carney, Benjamin und Jones, sowie auf dem ersten Stück, dem „Blues for New Orleans“, Wild Bill Davis an der Orgel.

Klar, Ellington nahm auch danach noch ein paar feine Sachen auf, so das bereits erwähnte Live-Album „Eastbourne Performance“ oder die „Afro-Eurasian Eclipse“ und ein ziemlich tolles Trio-Album für Impulse, „Live at the Whitney“. Aber mit dem Abgang von Hodges ging eine Ära zu Ende.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba