Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Vorhin CD 1 von hier:

mit Big Band-Aufnahmen aus den Vierzigern – auch eine Session aus der kurzen Zeit des Flirts mit dem Bebop ist dabei (ein Solo von Wardell Gray, der natürlich bei der kurzen Angabe zur Capitol Small Groups Box oben vergessen ging – es gibt das berühmte „Stealin‘ Apples“ mit Fats Navarro und Wardell Gray sowie eine weitere Session mit Gray).

Jetzt bin ich wieder bei der Condon Mob-Box … und vom gehörten etwas weniger angetan:

Zuerst „Jimmy McPartland’s Dixieland“ und von selbigem „‚The Music Man‘ Goes Dixieland“ mit einer All-Star-Band, in der u.a. Bud Freeman und Coleman Hawkins sitzen, doch das Material ist ein viel zu enges Korsett, als dass viel dabei herausschauen könnte und die Musik ein etwas unglücklicher Zwitter aus Dixieland und Swing (wir schreiben das Jahr 1957).

Danach „Dick Cary and the Dixieland Doodlers“ … und ja, so in etwa klingt das öfter auch, leider. Gute Ansätze sind vorhanden, die Musiker sind so übel auch nicht, v.a. Kenny Davern (cl) und Dick Wellstook (p), mit Tommy Potter und Cliff Leeman ist eine solide, eher swinglastige Rhythmusgruppe da, doch die Tuba und die „zackigen“ Themen, die eben doch besser auf die bayrische Alm zum Frühschoppen passen als in die Metropole, arbeiten dagegen. Das ganze wirkt – und das gilt auch für die McPartland-Aufnahmen – etwas „gelehrt“ oder eher: angelernt, nicht so richtig „erlebt“, irgendwie nicht „echt“. Blöde Worthülsen, ich weiss, aber ich empfinde es, als gäbe es einen Abgrund zwischen der Idee und der Umsetzung. Mag auch am Studio, der Produktion liegen, denn die beteiligten Musiker waren keine Jungspunde mehr, ihnen Mangel an „Authentizität“ vorzuwerfen liegt mir fern.

Billy Buttefields „Billy Plays Bix“ gefällt mir dann wieder besser – was auch am geschmackvolleren Trompetenspiel des Leaders liegen dürftee, in dessen Band sonst lauter unbekannte sitzen, von denen Tom Gwaltney an der Klarinette der einzige ist, der mit Butterfield mithalten kann – die beiden reissen die etwas träge Band mit. Die Arrangements (auch von Gwaltney, wie es scheint) sind hübsch, das Trompetenspiel gemahnt viel mehr an Bunny Berigan (oder Buck Clayton, den Dick Sudhalter in den Liner Notes auch noch nennt, auch „occasional bobby touches“ hört er – nicht von der Hand zu weisen, wir schreiben übrigens inzwischen bereits das Jahr 1959).

Die letzte CD – mit zwei Stücken von Wild Bill Davison, die nicht auf dem Arbors-Twofer Unterschlupf fanden (die beiden LPs, die dort zu finden sind, liess man leider bei der Mosaic-Box weg und verweist auf besagte CD, „Pretty Wild/With Strings Attached“) und drei 10″-Alben von Lee Wiley (das göttliche „Night in Manhattan“ mit Bobby Hackett und Joe Bushkin als Co-Leader sowie zwei Songbooks, Vincent YOumans und Irving Berlin gewidmet – mit zwei schwerfälligen Pianos als Begleitung) höre ich heute nicht.

Insgesamt ist der Eindruck von der Musik aber doch deutlich besser, als ich es im Kopf hatte. Die Aufnahmen von Bud Freeman (mit Jack Teagarden, Pee Wee Russell, Dave Tough, Eddie Condon), George Wettling (mit Wild Bill Davison, Pee Wee Russell, Edmond Hall, Joe Sullivan, Bud Freeman, Eddie Condon), Bobby Hackett, Matty Matlock (mit Eddie Miller) und den Rampart Street Paraders (mit Matlock, Miller, George Van Eps, Nick Fatool und nicht zu vergessen Abe Lincoln) sind sehr gut und auch der gerade geschilderte Rest sowie die Aufnahmen von Jimmy Dorsey sind so übel nicht.

Weiter geht es aber jetzt modern, mit emeiner neusten Monk-CD:

etwas über 70 Minuten aus dem Odd Fellow Palaet vom 17. Mai 1961 – Charlie Rouse, John Ore, Frankie Dunlop

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba