Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Wolle62@gypsy,

danke, dann freu ich mich mal auf eine gute Scheibe von ihm.
Randy Weston ist auch ein Musiker, den ich in den letzten Wochen sehr oft gehört habe und welchen ich trotz der Ähnlichkeit mit Dollar Brand (den ich sehr gerne höre) erst sehr spät für mich entdeckt habe.

Ich bin ja ein riesiger Fan von Weston, schon seit langem (ebenso von Solal) … die Parallelen zu Ibrahim höre ich – neben der Tatsache, dass sie dasselbe Instrument spielen und eigene Bands leiten – eigentlich nur an der Oberfläche (also Jazz und etwas „afrikanische“ Musik dazu), wenn man etwas tiefer gräbt, sind sie doch recht unterschiedlich. Klar, Monk war wohl bei beiden Pianistisch gesehen irgendwie von Bedeutung, aber Ibrahim baut – manchmal – auf Kwela-Grooves und Ähnliches aus Südafrika, während Weston als Amerikaner zuerst eine Annäherung von Aussen vornahm, in einer Weise, die z.B. jener Max Roachs nicht unähnlich war, wie ich finde – da denke ich v.a. an „Uhuru Afrika“. „Highlife“ ist da natürlich irgendwie anders, aber wenn man sich die Arrangements anhört, den Klangreichtum von Tuba und Bass-Posaune bis zu den Trompeten und dem Sopransaxophon (Budd Johnson!!!) vor Augen hält, steckt da wohl auch eine Menge Gil Evans mit drin …

Jedenfalls höre ich sehr gerne Westons Musik und auch gerne jene von Ibrahim, aber sie bewegen sich irgendwie doch in ganz anderen Bahnen … Weston hat reichhaltigeres geschaffen, holte sich Arrangeure (Melba Liston!!!), stellte verschiedene Bands zusammen, die gerne etwas grösser – oder wenigstens anders besetzt – als das Standard Jazz-Quintett sein durfen, er schuf einen Fundus von höchst erkennbaren Originals (Little Niles, Hi-Fly, Niger Mambo, In Memory Of, Blue Moses …) und Stücken, die er sich einverleibt hat („Mystery of Love“ etwa, von Guy Warren, einem Musiker aus Ghana). Bei Ibrahim ging es neben den offenen Grooves (die es so bei Weston nicht oft gab, dazu war er wohl stets zu sehr der Komponist, auch als Pianist/Improvisator) auch in freiere Richtungen (mit Don Cherry, Max Roach, „African Space Programm“), Ellington und Mingus sind Referenzen, die von Weston auch nicht so weit weg sind, aber das Netz, das die beiden spannen, hat am Ende doch recht wenige richtige Überschneidungen, dünkt mich.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba