Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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grünschnabelBei „Giant steps“ und „verkopft“ halte ich mich raus, das kenne ich noch nicht gut genug und kann es überhaupt nicht beurteilen. Aber dein Hinweis auf die Rhythmusgruppe entspricht ganz meinem Eindruck von eben, die haben einen ganz besonderen, wunderbar unbeschwerten, aber dennoch packenden Swing (ich habe wirklich die ganze Zeit gewippt und gewippt) wie aus einem Guss.
Ich mag sicherlich auch den kontemplativeren Coltrane, aber wie schön, dass er darauf nicht reduziert werden kann.

„Kontemplativ“ ist ja nochmal etwas ganz anderes als „verkopft“ … aber Coltranes Musik lässt sich gewiss auf gar nichts reduzieren. Bei „Giant Steps“ kommt mir manches einfach zu programmatisch daher, darum das Wörtchen „verkopft“. Es scheint mir gerade im Titelstück, als gehe es fast mehr darum, etwas zu demonstrieren und – abschliessend – durchzuexerzieren, anstatt Musik zu machen. Das mag aber auch daran liegen, dass die Musik für die Band enorm anspruchsvoll und neu war. In einer ersten Session mit Cedar Walton am Klavier kriegt der ja auch kein Solo hin … Flanagan kam dann als Ersatz und für ihn war das wohl kein so grosses Problem (der Mann konnte ja eh alles!), aber es bleibt diese Strenge, die eben mehr an Exerzitien denn an befreites Musizieren erinnert. Andererseits gibt’s ja auch das bezaubernde „Syeeda’s Song Flute“, das lockere „Mr. P.C.“ und das sublime „Naima“, in dem die Strenge kaum zu fassende Schönheit ermöglicht.

„Coltrane Jazz“ enthält allerdings mit dem „Village Blues“ eins meiner liebsten Stücke von den ersten Sessions mit Tyner – und mit „Harmonique“ und „Like Sonny“ noch zwei tolle Originals, die ich sehr gerne mag. (Von „Like Sonny“ gibt es ja noch eine Version auf der ersten Studio-Session mit Tyner, einem halben Roulette-Album, das Anfang September 1960 eingespielt wurde … habe ich auf der CD „Like Sonny“, die zudem Ray Drapers Jubilee-Album „A Tuba Jazz“ mit Coltrane enthält.)

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