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vorgartenwie, crump/halvorson war nichts? und warst du auch bei shepp am freitag?
Der Shepp-Abend war leider ausverkauft … da es das in den letzten zwölf Jahren nie gab, kam ich nicht auf die Idee, den Vorverkauf zu benutzen. Typisch Zürich, in sieben Wochen gehe ich ins Kino auf Platz 238 und kaufe heute schon mein Ticket und drucke es zuhause aus … verstehe ich nicht. War sehr enttäuscht und etwas verärgert darüber, dass man keine Abendkassen-Karten beiseite legte – aber was soll’s. Schön für das Festival, Pech für mich. (Shepp übrigens, so erfuhr man später, gehört zu den „high maintenance“ „Kunden“ … wundert ja nicht, aber dass das in der letzten Ansage, beim Verdanken aller Helferinnen und Helfer extra erwähnt wurde, fand ich bemerkenswert … und etwas seltsam.)
Crump/Halvorson war … schwierig. Die ersten paar Stücke waren in der Tat fast nichts, danach wurde es etwas besser. Viel Gefrickel (von beiden Seiten) mit wenig Ergebnis, fand ich (und das Publikum war auch sonst höchstens lauwarm). Schade irgendwie … mir drängte sich mal wieder diese Idee der „Angst vor der Melodie“ auf, die ich bei vielen Avantgarden-Leuten zu konstatieren glaube … dabei ist doch gerade Crump einer, der singen kann. Na ja, das Set wurde gegen Ende hin etwas besser, am Schluss war es richtig gut, aber ein wirklich gutes Konzert war das nicht, leider.
Das Zentralquartett bot dann Unterhaltung der alten Schule … Petrowski geht am Stock und ist wirklich alt geworden, aber er spielte mit ungebrochener Kraft, Sommer war der grosse Showman, der durch sein Spiel aber auch wirklich überzeugte, Gumpert sass am grossen Steinway, den man extra nochmal nachgestimmt hatte (er kam schon beim ersten Set zum Einsatz, ein lokales Trio junger Musiker, das sich der freien Improvisation in grossen Bögen – ein Set ohne Unterbruch – hingab; etwas langfädig aber durchaus engagiert). Das Konzert wurde als „das letzte Auslandkonzert“ angekündigt, was immer das heisst … nur der Abschluss einer Tour, oder wirklich das Ende der (Reise-)Tätigkeiten der Quartetts, keine Ahnung. Es gab ja vor einigen Jahren schon Konzerte, an denen Manfred Hering den Platz Lutens einnahm, Gumpert/Sommer sind auch im Duo unterwegs (ich liess mir von der netten Dame am Intakt-Stand dann auch ihre jüngste CD, „La Paloma“, zum Mondpreis aufschwatzen). Jedenfalls war das Set des Zentralquartett klasse – und viel zu kurz natürlich, da hätte ich gerne einen ganzen Abend lang zugehört, auch den launischen Ansagen Petrowskis, der die Band wie eine Tanzkappelle ankündigte und sichtlich Spass an seinen Wortspielereien hatte, auch wenn er angepisst war, weil der Sound anscheinend auf der Bühne ganz anders war als beim Soundcheck: „Ich mache nie wieder einen Soundcheck“, oder „Es klang wunderbar. Wir waren dabei. Schade dass Sie nicht da waren.“
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba