Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Den Auftakt macht das Quintett von Andrzej Kurylewicz mit dem Leader an der Trompete … und Jan Wroblewski setzt mit seinem Tenorsolo gleich den ersten Höhepunkt. Vermutlich ist das auch gleich der interessanteste Track der CD (immerhin 13 Minuten lang). Danach gibt’s zwei kurze groovende Stücke des Attila Garay Trios (mit Jan Arnet am Bass – der spielte doch mal auf einer Blue Note Platte mit? Ach ja: die Session von Booker Ervin, die es zuletzt als „Tex Book Tenor“ gab … das passt, denn an Ervin musste ich beim Solo von Wroblewski schon denken – dort spielt allerdings Roman Dylag den Bass).

Dann folgt das nächste Highlight, Wanda Warska singt mit dem Karolak Trio (denselben drei, die bei Kurylewicz spielen, der dritte ist Drummer Andrzej Dabrowski) „Ill Wind“ und „Time After Time“ (das richtige natürlich ;-)). Natürlich ist ihr Akzent schon in den ersten Silben von „Ill Wind“ ziemlich heftig, ihr Vibrato leiert richtiggehend … aber: was für eine Ausstrahlung! Dylags Bass umschmeichelt die Stimme, tritt streckenweise fast in einen Dialog, klasse!

Auf drei Stücke der Jan Tomaszewski Big Band (ich wüsste gerne, wer in „Laura“ das Altsax-Solo spielt – hinten raus wird das Stück allerdings zu einer misslungenen Basie-Parodie inklusive lahmer Sonny Payne-antics des Trommlers … diesen träge groovenden langsamen Swing kriegt halt nicht jede Band hin …) folgt das Jerzy Matuszkiewicz Swingtet mit „Jeannine“, einen Hardbop-Stück von Duke Pearson, dessen Musik anschienend in Europa einigen Anklang fand (die Ambrosettis und George Gruntz haben etwa zur selben Zeit sein „Hush“ eingespielt).

Weiter geht es mit zwei Stücken der New Orleans Stompers, den Ausklang macht eine weitere mir völlig unbekannte Band, das Vadim Sakun Sextet, wieder mit einem einzigen aber längeren, ziemlich lärmigen Stück, einem Blues in Es-Dur. Die CD endet also nicht gerade auf dem Höhepunkt, enthält aber dank Kurylewicz, Wroblewski, Garay, Warska und Karolak dennoch ein paar sehr feine Stücke.

Die Aufnahmen entstanden vom 27.-29. Okteober 1962 im Rahmen des fünften Internationalen Jazz Jamboree in der Nationalphilharmonie in Warschau. Ich hätte natürlich sehr gerne mehr von den Sets von Kurylewicz und Warska … aber ich freue mich über diese Polish Jazz Radio Archives CDs auch so sehr, eine echte Fundgrube!

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba