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Die nächsten Stunden Quartet West: Ernie Watts (ts), Allan Broadbent (p), Charlie Haden (b), auf dem ersten Album Billy Higgins (d), danach dreimal Larance Marable (d), auf dem letzen dann Rodney Green (d). Die anderen paar Alben des Quartet West habe ich noch nicht, „Now Is the Hour“ wartet allerdings bereit und das Naim 2CD-Set will ich nächstens zusammen mit dem Duo Hadens mit Chris Anderson sowie dessen Solo-CD beim Label bestellen, „The Art of Song“ habe ich gerade geordert.
Die Alben „Haunted Heart“ und „Always Say Goodbye“ sind als eine Art Hörfilme konzipiert. Es gibt kurze Schnipsel der Tonspuren aus Noirs und ein paar Stücke anderer Musiker. „Haunted Heart“ öffnet mit Max Steiners Warner Bros. Fanfare und dem Intro, das Adolphe Deutsch für „The Maltese Falcon“ geschrieben hat, später hören wir Jo Stafford (ha!) mit dem Titelstück (mit Paul Weston, 1947), Jeri Southern (mehr BFT-Material!) mit „Ev’rytime We Say Goodbye“ (mit Dave Barbours Trio, 1954) und schliesslich zum Ausklang Billie Holiday mit dem „Deep Song“ (1947 mit Bob Haggarts Band und dessen Arrangement).
Auf „Always Say Goodbye“ hat Allan Broadbent Arrangements für ein Streichorchester geschrieben. Das Intro kommt diesmal von „The Big Sleep“ (die Schatten von Bogie und Bacall zieren auch das Cover), später hören wir Coleman Hawkins mit „My Love and I“ (1962 mit Tommy Flanagan) montiert mit der Version des Quartet West, ein Bass-Solo Hadens leitet über zu – erneut – Jo Stafford, diesmal mit „Alone Together“ (Paul Weston, 1944), Django mit Grappelli („Où es-tu, mon amour?“, 1949) wird erneut mit Hadens Band montiert, in der Grappelli 44 Jahre später als Gast mitspielt, mehr Violine – von Ray Nance gespielt – gibt es dann in „Low Key Lightly“ (aus Ellingtons Album mit Musik von „Anatomy of Murder“), den Abschluss macht dann eine Montage aus „Everything Happens to Me“, Chet Bakers 1955er-Aufnahme aus Paris (mit Raymond Fol, der nach Twarziks Überdosis einsprang) mit Schnipseln aus „The Big Sleep“ und Streichern von Broadbent.
Die „sophisticated ladies“ im letzten Album sind Melody Gardot, Norah Jones, Cassandra Wilson, Hadens Frau Ruth Cameron, Renée Fleming und Diana Krall, die je ein Stück singen, alle ausser NoJo mit Streichern, die Allen Broadbent arrangiert hat, auch für das Instrumentale „Sophisticated Lady“.
Die Stücke, die die Gruppe – auch auf den ersten beiden Alben – sonst im Repertoire hat, sind umfassend, das ganze ist ein nostalgisch angehauchtes Retro-Unterfangen (wie es die ernsten Jungspunde allerdings nie hingekriegt hätten), das mir sehr gut gefällt. Zu hören sind Stücke von Charlie Parker, Miles Davis, Bud Powell, Lennie Tristano, Warne Marsh, Ornette Coleman, Billy Strayhorn, Glenn Miller, Hank Jones, Steve Kuhn, Pat Metheny, Vince Mendoza, dazu Originals von Haden, Broadbent und Watts. Auf den ersten beiden Alben gibt es auch ein paar Standards wie „Body and Soul“, „My Foolish Heart“ – später wurde das dann quasi ausgelagert (bzw. an die Sängerinnen delegiert).
Was die Band ausmacht ist wohl, dass es ihr gelingt, das alles in einen sofort erkennbaren, warmen Sound zu packen, die Stücke alle ähnlich anzupacken. Mit Avantgarde hat das wenig zu tun, aber man mekrt den Musikern an, dass sie durchaus offene Ohren haben.
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