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dezente spacegrooves aus den frühen 70ern…
ich stelle mir detroit in den 70ern immer ganz schrecklich vor, depressiv, roh, gewalttätig. aber doug hammonds tribe-album ist natürlich ein sanfter weltverbesserungstonträger, grazil leicht, irgendwie zwischen sun ra und den supremes, mit einem schönen mix aus elektrischen und akustischen stimmen. david durrah spielt ein unauf- und gefälliges piano und rhodes, mit zwei kleinen elektronischen stockhausen-etüden zwischendrin, aber eigentlich ist das hier eher bossa und r&b und sonnenlicht und offene straße. charles burnham, der tollste, ewig schluchzende, jazzviolinist (sorry, billy bang) spielt ganz sanft vor sich hin – und doug hammond singt: „wake up brothers“, bekannt aus unzähligen samplern – aber auch die beiden anderen nummern sind hübsch, „for real“ und „moves“ natürlich, dass er auch mal für mingus eingesungen hat. man kann das ganz schrecklich finden, aber ich mag seinen gesang, so schief wie soulful – habe mir in chicago diesen sommer noch eine drums&gesangplatte von ihm gekauft. vom label TRIBE gibt es tolle sachen (marcus belgrave z.b.), auch einen schönen sampler, der MESSAGE FROM THE TRIBE heißt.
diese wunderschöne archiv-großtat von porter records ist hier ja schon durchs forum gewandert und wohl eifrig bestellt worden. erst habe ich mich etwas über den sound geärgert, loft & live & elektrisch, ok, damit musste man rechnen. aber wie diese immer melancholische trompete bzw. das flügelhorn von daniel dazwischen strahlt, ist ohne vergleich. die rubatoballade „sweet dreams“ gehört seit diesem jahr zu meinen top-10-tracks des jazz, hier leuchten sich vibes, rhodes, ein sanfter bass und das rhythmische kratzen von jerome cooper gegenseitig an, während daniel darüber schwebt. auch wenn es zwischendurch laut wird, bleibt doch eine sanfte zerrisenheit spürbar, post-vietnam, prä-therapie. aufgenommen in ornette colemans soho-loft.
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