Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Das erste von sechs Alben, die als Reihe unter dem Titel „Exclusively for My Friends“ erschien – aufgenommen wurde in von Hans Georg Brunner-Schwer in dessen Stube, vor geladenen Gästen, und die Musik ist äusserst entspannt, was sonst bei Peterson nicht so oft der Fall. Zudem klingt sein Klavier hier (bzw. überhaupt auf den MPS-Alben) so schön wie sonst nirgends!

Vol. 1: Action stammt aus den Jahren 1963 (#4-6, Seite B der LP) und 1964 (#1-3, Seite A der LP), wir hören sechs Stücke, von Cole Porter, Gershwin, Burke/Van Heusen zu Billy Taylor und Chano Pozo. Eine wunderbare CD, die sich neben den Verve-Alben unbedingt sehen lassen kann – und wie gesagt schöner klingt als diese. Die Platte reiht sich direkt zwischen die besten des Brown/Thigpen Trios ein.

Auf Vol. 2: Girl Talk ist dann mit einem einzigen Stück das kurzlebige Trio mit Brown und Louis Hayes zu hören (Robbins‘ Nest, 1965), zudem gibt es ein Stück mit Sam Jones/Hayes (I’m in the Mood for Love, 1966, mit siebzehn Minuten wohl eins der längsten Peterson-Stücke überhaupt) und schliesslich das Trio mit Sam Jones/Bobby Durham mit drei Stücken von 1967. Dieses Trio ist dann auch auf Vols. 3, 5 & 6 zu hören, während Vol. 4 eine Solo-Aufnahme enthält.

Vom Jones/Hayes-Trio gibt es neben den Aufnahmen aus Paris nicht vieles, ein paar Stücke auf der Limelight-LP „Blues Etudes“ (die erste Hälfte würde noch mit Brown am Bass aber ebenfalls mit Hayes an den Drums eingespielt), ein Mitschnitt aus San Remo von 1966 und dann das schon erwähnte „Soul Español“. Das Trio scheint ein wenig ans frühere Gitarrentrio anzuknüpfen: engere Arrangements, mehr Kontrapunkt, dafür auch etwas weniger Groove und weniger feine Beats – Thigpen war wohl der beste Drummer, den Peterson je in seiner Band hatte.

Für das „Greatest Jazz Concert in the World“ (Pablo, rec. Juli 1967) war dann bereits Durham am Schlagzeug. Sam Jones blieb bis Anfang 1970 und ist neben den erwähnten „Exlusively for My Friends“-Alben auch auf Live-Aufnahmen aus Montréal, London, Wien, Mailand und Paris zu hören wie auch auf den MPS-Alben „Motions & Emotions“ (mit Claus Ogerman), „Hello Herbie“ (einer Reunion – im Quartett – mit Herb Ellis) und – zum letzten Mal im Trio mit Jones/Durham – auf „Tristeza on Piano“.

Danach nahm Peterson zwei Trio-Alben mit Jiri Mraz und Ray Price (Walking the Line, Another Day) sowie ein Solo-Album (Tracks) auf. Louis Hayes kehrte zurück, mit Mraz und den Singers Unlimited wurde „In Tune“ eingespielt (das einzige MPS-Album, das ich nicht habe), Hayes war auch auf „Reunion Blues“ mit Milt Jackson und Ray Bown dabei und dann mit NHOP am Bass auf dem letzten MPS-Album, „Great Connection“. Schon in den Jahren habe ich einige Lücken und nicht mehr den Anspruch, alles zu haben … aber danach wird’s noch lückenhafter. Die MPS-Alben (alle die genannten, eben ausser „In Tune“, das ich nicht kenne) sind ein ganz toller Haufen, durch den ich mich heute abend und morgen hören will.

Ach ja, es gab dann noch eine nachgeschobene „Lost Tapes“-Sache mit mehr Aufnahmen aus HGBS‘ Stube, die kenne ich auch nicht (sie wurden in den neuen MPS-Reissues 2006 übergangen, im Gegensatz zu „In Tune“, die ich selbst überging).

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