Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Im März 1971 spielten Paul (elp, synth) und Annette (p, elp, synth, elb, voc) im Trio mit Han Bennink ein Konzert im Club B14 in Rotterdam. Zwei seitenlange Stücke erschienen auf der America LP „Improvisie“ (oben das Originalcover, 2004 erschienen als CD in der tollen aber leider äusserst kurzlebigen, gewissermassen totgeborenen Free America Series von Universal Frankreich mit neuem Cover – hier). Lustigerweise erschien auch die oben abgebildete Fantasy-CD „Circles“ in dem Jahr. Das war in etwa das letzte Aufbäumen, was Jazz-Reissues betraf, die nicht aus PD-Billighäusern in Südeuropa ihren Urpsrung nehmen … irgendwie werde ich gerade etwas wehmütig, auch wenn die Musik das eigentlich nicht zulässt ;-)

Eine weitere LP wurde mit Musik aus Rotterdam erstellt und von Freedom herausgegeben – ich kenne sie nicht, aber das dritte seitenlange Stück findet sich auf Youtube:

Die zweite Seite enthielt ein kürzeres Stück vom selben Konzert und zwei wetiere vom November 1971 aus Paris mit der späteren Rhythmusgruppe von Bill Dixon (Mario Pavone, Lawrence Cook).

In diesem Rahmen mit Peacock selbst an Bord wird die Musik wilder, entwickelt sich von den lyrischen Notaten zu längeren Bewusstseinsströmen, in denen Raum für ruhige Momente ist, aber auch für wilde Klangkaskaden, in denen Schönheit und Hässlichkeit, geordnete und unerforschte Klänge aufeinandertreffen. Ein höchst spannendes Unterfangen, das für meine Ohren ziemlich einzigartig ist!

Ich bin auf das Wiederhören von „Paul Bley & Scorpio“ gespannt, da ist mit Dave Holland/Barry Altschul wieder eine erstklassige Rhythmusgruppe dabei und Carla Bley als Komponistin wie Annette Peacock mit drei Stücken vertreten – das ist gewiss wieder eine andere Sache und momentan dünkt mich, „Improvisie“ sei die beste Materialisierung dieser Musik, die wir hören können.

Ich griff allerdings auch gerade noch in die ROIO-Kiste und fand unerwartet schnell die Doppel-CD mit PB Synthesizer Show Mitschnitten (Berlin 1970-11-08, 81 min; Wien 1970, 28 min und 1971, 6 min). Der Klang dieser Aufnahmen ist aber soweit ich mich erinnere äusserst bescheiden. Das längere Segment aus Wien findet man ebenfalls auf Youtube:

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