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redbeansandrice
glaub nicht, dass Garcia sowas rumpeliges und virtuoses (zB) aufgenommen hätte, hab es jedenfalls nur etwa die Hälfte ausgehalten …
Das musst Du mir bitte mal näher erklären. Höre ich da tatsächlich eine Abneigung gegenüber der Musik, oder ist das eher sarkastisch zu werten?
Ich finde ja, dass die Musik sehr eigen ist. Zwar nicht die Erfindung des Rades, aber doch irgendwie eine etwas skurill eigenartiger Surfer-Blues.
UDW(M)Eine Beschäftigung mit Oliver Nelson ist wirklich überfällig. Dorham könnte da in der Tat eine gute Verbindung und Zugang sein.
Ich weiß nicht, ob der richtige Weg, sich Nelson zu erschließen, über Dorham führen sollte. Meet Oliver Nelson habe ich immer als ein etwas eigenständiges Werk in Nelson’s Katalog empfunden. Das liegt nicht wenig an der unaufgeregten und lyrischen Spielweise Dorham’s, der sehr schön mit Nelson interagiert. Einen ähnlichen Sound höre ich am ehesten noch auf „Nocturne“, auch wenn da kein anderer Bläser mehr dabei ist. Beide Alben sind sehr still, sehr understated.
Als Werk im Gesamten funktioniert Meet meines Erachtens sehr gut, um die Brücke zwischen den eher bluesigen, souligen Alben (z.B. Soul Battle; Taking Care of Business) und den teils avancierteren Alben, die bspw. mit Richard Williams und Eric Dolphy eingespielt wurden, zu schlagen. Ich finde, dass gerade Williams – oder auch Hubbard auf Nelson’s Opus Magnum – ein augenscheinlich passenderer, weil geradliniegerer Counterpart war. Dorham ist seltsamerweise näher an Nelson dran und verfälscht etwas den Eindruck damit.
Insgesamt finde ich es aber sehr schwer, Nelson’s frühere Alben in irgendeine Reihenfolge zu bringen. Alle beinhalten wunderbare Musik und Nelson konnte sich – trotz eigenem und schnell erkennbarem Ton – immer wieder neu auf seine Mitspieler einstimmen und jeder Aufnahme eine eigene Handschrift verleihen.
UDWJetzt, wo ich gerade wieder die Henderson Blue Note Alben höre (also zumindest „Our Thing“ und „Page One“) kommt es mir vor, als ob Kenny Dorham als Komponist in den 60ern doch recht deutlich profilierter oder stärker war. Ich kenne bisher nur ein paar Alben aus den 50ern (daher ist meine meinung mit viel Vorsicht zu genießen), aber seine Stücke sind auf den beiden Henderson Alben die Highlights für mich (und ich meine nicht nur „Blue Bossa“, sonder ja auch zB das famose „Pedro’s Time“ und „Escapade“, oder „La Mesha“. Aber auch „Una Mas“ ist ja wirklich klasse, zumindest dem Titeltrack könnte ich stundenlang zuhören.
Das finde ich auch und ich muss sagen, dass ich Dorham fast mehr als Komponisten denn als Trompeter schätze.
La Mesha oder Night Watch sind großartige Stücke und ich persönlich bin auch der Meinung, dass Dorham in den Sechzigern zu einer gewissen (neuen) Größe gefunden hat. Mir gefällt die Musik, die er zusammen mit Henderson eingespielt hat, auch mit am besten. Als Tandem schätze ich beide ebenso wie Carmell Jones/Harold Land.
vorgarten
wahnsinnig schönes album von 1961, bei dem sich ab dem ersten ton alles einstellt, was ich an dorham liebe. rocky boyd ist tatsächlich nur eine diskographische obskurität, da es wohl mehr als dieses album nicht von ihm gibt. allerdings brachte er angeblich sam rivers, tony williams (wie so viele…) und sunny murray in eine aufmerksamkeit, die er selbst nie hatte. interessanterweise war er außerdem 3 monate in der miles-band (nach hank mobley).außerdem hier zu hören: walter bishop (p), ron carter (b) und pete la roca (dm).
Das finde ich schön, dass Du das sagst. Ich kann es selbst nicht ganz greifen, aber mich hat das Album sofort angesprochen. Meines Erachtens funktioniert es wunderbar als Momentaufnahme, da es nicht in einen größeren Bezugsrahmen eingeordnet werden kann. Die Musiker haben sich getroffen, zusammen Musik gemacht und das war’s. Keine große Erleuchtung, aber einfach ein schönes Dokument. Und ich bin für jedes Tondokument von La Roca dankbar.
Blues to Bechet
Wayne Shorter Quartet – Without A Net
Da war ich neugierig und habe vor kurzem mal reingehört. Recht lange habe ich es nicht ausgehalten. Shorter hat nichts zu sagen, was er nicht früher schon einmal auf den Punkt gebracht hat. Meiner Meinung nach hätte er nach The all seeing eye einfach aufhören sollen, da war alles gesagt.
Was mich aber über alle Maßen irritiert hat, war das Klavier. Ob der Pianist gut ist, ist mit Sicherheit Geschmackssache, aber der Klang des Klaviers?! Wer hat denn das verbrochen. Die ganze Musik klingt dermaßen nach Plastik, nicht auszuhalten.
Aber, das ist nun auch kein Geheimnis, ich bin kein Freund späterer Jazzaufnahmen. Weniger der Musik wegen, vielmehr hat sich die Soundästhetik nachhaltig zum Negativen gewandelt.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III