Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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pinchWie sieht es denn bei dir mit dem Davis-Output aus den 80ern aus, gypsy? Ich entdecke diese Phase gerade wieder neu für mich, nachdem ich sie nun rund 20 Jahre mehr oder weniger komplett vernachlässigt habe. Der wuchtige Drive auf „Star People“ und der kühle Funk und die minimalistischen Arrangements auf „Tutu“ und „Amandla“ sind schon großartig. Sowohl als zeitgemäße Fortschreibung des Miles’schen Schaffens, wie auch als Coda zur elektrischen Phase der 70s funktioniert das meiner Meinung nach ganz prächtig.

Ich hab die 80er nie verschmäht!* „We Want Miles“ ist toll, Mike Sterns dreckige laute Gitarre, Marcus Millers pumpender Bass, Al Fosters ausgespaarte Drums (der einzige verbliebende Musiker und Freund aus den 70ern, ich glaub er war einer der ganz wenigen, der die ganze Zeit hindurch mit Miles Kontakt hielt und ihn in seiner Depro-Höhle/Hölle besuchen ging)… dann „Star People“, die wohl stärkste Scheibe der Jahre mit ihrem harten Funk, sehr bluesig, mit Sco und Stern … die erste Seite von „Tutu“ ist grossartig und hält mit allen Grosswerken von Miles mit … das Spielpistolenledercover hält mich von anderem noch immer ab (zu sketchy, zuviel Füller), „Decoy“ müsste man wohl aufgeklappt an die Wand hängen, aber musikalisch sind nur zwei, drei Stücke dabei, die was hergeben … dann aber „Amandla“ ja! Klasse Album, das ist dann wirklich der Pop-Miles, aber es ist verdammt gut! Die Soundtracks brauch ich eher nicht, sehr schön ist Palle Mikkelborgs „Aura“ und auch die Live-Scheibe bei Warner ist klasse.
Das letzte Album finde ich dann wenig erhellend, auch das erste Album ist noch sehr durchwachsen (und die beiden Stücke mit dem Neffen sind übel), der müde Versuch von Q (wohl unter Ägide von Claude Nobs, ich hab die Story grad nicht präsent), Miles & Gil wiederzubeleben ist traurig.

Dann die Montreux-Box – sowieso … siebzehn Versionen von „Time After Time“, aber Miles‘ Spiel ist grossartig, die Bands sind fast immer klasse, gut eingespielt, grooven – und das Minus an Produktion tut der Musik mehr als gut.

Also ja, gerne 80er Miles für mich, jederzeit! :-)

*) also doch, die 80er verachte ich, aufs Blut, und werde das auch mein weiteres Leben lang tun … aber Miles‘ Musik der 80er steht auf einem anderen Blatt

Und als Fazit, nach der gerade angehängten Fussnote: Es gibt eben auch aus den 80ern keine Musik, die vergleichbar ist mit jener von Miles.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba