Re: Cover mit Händen

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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wahrGroßartiges Posting, lieber Friedrich. Mit vielen Infos, schön geschrieben. Gerne gelesen! Das mit dem anderen Mix war mir nicht klar, danke für die Erwähnung. Ich muss den aber nicht haben. Ich habe sowieso die Erfahrung gemacht, dass Deluxe-Reissues mit Zusatz-CDs irgendwie selten einen Mehrwert haben. Vom Booklet und erklärenden Texten mal abgesehen.

wahrDas stimmt. Insofern war es eigentlich auch Quatsch von mir, den Qualitätsvergleich mit den Stones zu ziehen.

Oh, vielen Dank für das Lob!

Es macht mir einfach auch Spaß, über so etwas öffentlich nachzudenken. Außerdem hänge ich gerade krank zu hause rum und habe nichts besseres zu tun …

Ich muss aber auch bekennen, dass BROKEN ENGLISH die einzige Platte von MF ist, die ich habe und kenne. Ich weiß von Marianne Faithfull ansonsten nicht viel, abgesehen von den üblichen Klischees und habe mir darüber hinaus nur mal rasch ein paar Informationen im Netz angelesen. Aber ein paar Zusammenhänge erfährt man da schon und so kann man diese Platte dann besser einordnen. Und wie es mit den meisten anderen Dingen auch ist: Sie gewinnt ihre Bedeutung eigentlich erst durch den Kontext. Das mag eine Binsenweisheit sein, aber das macht sie nicht weniger richtig und wahr.

Der Qualitätsvergleich mit den Rolling Stones ist irgendwie sogar naheliegend, da Marianne Faithfull immer mit den Stones in Verbindung gebracht wird und werden wird, ob es ihr gefällt oder nicht. Doch während die RS in den 70ern einfach weitergemacht haben, nachdem einer von ihnen den Rock’n’Roll-Tod gestorben war und Mick Jagger seine Geliebte Marianne Faithfull abgelegt und durch eine andere ersetzt hatte, ging es mit Marianne Faithfull steil bergab und sie landete drogenabhängig auf der Straße. Die musste wieder von vorne anfangen. Ich weiß ja nicht mal, ob das das erklärte Konzept von Marianne Faithfull bei BROKEN ENGLISH war, oder das des Produzenten oder des Labels. Vielleicht ist es auch unbewusst geschehen, aber auf jeden Fall hat es einen Nerv getroffen.

Marianne Faithfull hatte davor (1978) schon einen Comback-Versuch mit einem Country-Album (!) unternommen. Das klingt im Vergleich zu BROKEN ENGLISH aber offenbar harmlos und brav. Das kann man nicht wirklich von Neuanfang reden. Sie hatte wohl lange Zeit viel einstecken müssen, vor allem von Männern. Auf BROKEN ENGLISH teilt sie dann aus:

Why’d you do it, she said, ain’t nothing to laugh,
You just tore all our kisses right in half!

Why’d ya do it, she said, why’d ya do what you did,
Betray my little oyster for such a low bitch.

Why’d ya do it, she said, why’d you do what you did?
You drove my ego to a really bad skid.

Why’d ya do it, she screamed, after all we’ve said
Every time I see your dick I see her cunt in my bed

(WHY D’YA DO IT?)

Immer noch die Opferrolle, aber deutliche Worte!

Ich habe BROKEN ENGLISH nicht digital, insofern reizt mich die erweiterte Ausgabe. Immerhin sind noch ein paar 12″-Versionen und eine Version von SISTER MORPHINE drauf. Auch eine Form von Vergangenheitsbewältigung. Wenn schon, denn schon!

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)