Re: Cover mit Händen

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friedrich

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wahrJa, ja und ja! Hier im Cover-Thread kann man’s ja sagen, weil die Micks, Keiths und Anitas lieber im hermetisch abgeriegelten „Rolling Stones“-Thread damit beschäftigt sind, als Sensation zu feiern, dass beim Glastonbury Festival aus Factory Girl ein Glastonbury Girl wurde: Nicht ansatzweise kam ein Stones-Album nach 1978 an Faithfulls „Broken English“ heran. Total eigene, dunkle Stimmung, total eigener Sound. Und das seltene Beispiel, wo ein LP-Cover die Musik wirklich zu spiegeln versteht. Ewigkeitsplatte (Stand Juli 2013). Danke für die Erwähnung, Friedrich. Den Kurzfilm schaue ich mir auch noch an.

Stormy MondayNanana. Für die „beste Platte nach ’78“. Aber die Platte ist WIRKLICH gut.

wahrIch sehe da keine Stones-Platte nach Some Girls, die mithalten könnte. Live haben sie seitdem sicher den ein oder anderen mitreißenden Abend bestritten mit ihren Oldie-Gedächtnis-Konzerten. Ist ja auch schon was. Meine ich gar nicht böse.

Gern geschehen!

Die Platte, die Marianne Faithfulls Karriere und vermutlich auch ihr Leben rettete.

Ich habe Broken English als Vinyl erst vor einer Weile für € 2,00 auf dem Flohmarkt aus der Grabbelkiste gezogen. Habe gedacht, das die Qualität von Musik im Zeitalter ihrer technische Reproduzierbarkeit in einem eigenartigen Verhältnis zum Tauschwert steht.

Ich kenne mich mit den Rolling Stones nicht wirklich gut aus und für das, was sie nach den 70ern gemacht haben, habe ich mich auch nie besonders interessiert. Sie waren/sind halt eine gute alte Bluesrock-Band, die es verstand, auch mal dieses oder jenes andere Genre – Glam, Country, Soul, Funk, Disco – zu integrieren. Aber am Ende bleiben sie doch immer die Stones. Ist ja auch gut so!

Aber Marianne Faithfull hatte Ende der 70er gar keine Verbindung mehr zu den Stones. Das war allerdings ein Abschnitt ihres Lebens gewesen, der nicht nur sie selbst sondern auch ihr Bild in der Öffentlichkeit stark geprägt hat. Damit hatte sie wohl alle ups and downs des R’n’R lifestyles exzessiv durchlebt. Sie ist aber auch sonst etwas anders gelagert als die Stones, da sie selber ja kaum geschrieben hat und auch kein Instrument spielt, sondern auf die Songs anderer Leute, die Musiker und den Produzenten angewiesen ist. Vielleicht war das auch lange Zeit Teil ihres Problems, nämlich dass sie von anderen Menschen abhängig war – vor allem von Männern mit großen Egos. Die Stones hätten niemals diese Metamorphose, die MF auf BE vollzieht, durchmachen können – oder müssen, denn sie hatten sich vorher nicht so gründlich zu Grunde gerichtet wie Marianne Faithfull, die gar nicht so hätte weitermachen können wie bisher. Marianne Faithfull: ehemalige Swinging 60s Ikone, so gerade noch Drogen-Überlebende, gefallener Engel erfindet sich Ende der 70er neu als verbitterte aber auch trotzige, selbstbewusste und reife Frau im coolen New Wave-Style, die ihre vermurkste Vergangenheit, die erlittenen Enttäuschungen und Verletzungen in ihrer Musik reflektiert und deren verlebte Stimme das glaubwürdig klingen lässt.

Naja, vielleicht wurde sie auch hier eher von anderen neu erfunden, vom Produzenten und ihrem Plattenlabel. Aber die haben das in diesem Fall wirklich glänzend gemacht, indem sie ein Händchen für die richtigen Songs, den richtigen Sound und vor allem die richtige Sängerin zur richtigen Zeit am richtigen Ort hatten. Und auch ein Händchen für das richtige Cover.

Soweit ich weiß, ist Broken English aber auch keine leichte Geburt gewesen. Auf einer erst in diesem Jahr erschienenen Deluxe-Ausgabe ist zusätzlich ein wohl deutlich anders klingender Mix enthalten, der meines Wissens auf Drängen des Labels noch mal komplett überarbeitet wurde, bis dann die 1979 veröffentlichte Version zustande kam. Kenne diese Ausgabe aber noch nicht. Muss ich wohl haben …

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)