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Schönes Album. Die Tracks werden bestimmt nach vorne getrieben, kreisen oft um ein wiederkehrendes Thema, das mal als Basis, mal als Höhepunkt funktioniert. Das gibt der Platte etwas rastloses, entdeckerisches, was auch mit den Lyrics wunderbar zusammengeht.
Die elektronischen Elemente stören überhaupt nicht und ich verstehe auch nicht, wie man auf die Idee kommen könnte, dass sie „Überhand“ nehmen würden; Sie sind ja doch sehr dezent eingesetzt, von dem Ausbruch in Silent Machine mal abgesehen. Ich mag gerade das Zusammenspiel dieses sterileren Sounds mit der Gitarre und den Vocals. In dieser subtileren Form halte ich die Elektronik für die angemessene Umsetzung dessen, worauf die Songs hinauswollen.
Das Songwriting ist nicht sensationell, in seinen besten Momenten aber auf angenehme Weise kryptisch. Die Texte vermitteln dem Hörer, um was es geht, danach braucht es gar nicht mehr, weil die Metaphern stark genug sind, um die Emotion weiterzutragen. Marshall lockt einen in die Reserve und erzählt von Vergänglichkeit und Veränderung, Selbstbestimmung und Einschränkung.
In der Mitte des Albums wird das mal ein bisschen plump (Real Life, Human Being), auch Nothin‘ But Time (mit dem tatsächlich bis auf die Verstärkung der David-Bowie-Assoziation recht zwecklosen Iggy-Cameo) ist nicht nur zu lang, sondern auch etwas trivial in seiner „Jeder kann ein Held sein“-Aussage, aber auf der anderen Seite gibt es Stücke wie 3,6,9, Manhattan und Sun. Und mein Highlight: Cherokee, mit dem delirium-artigen Text und Gänsehaut-Arrangement (die tiefen Vocals vs. der Hintergrund-Chor!).
Durchaus, das Album gibt mir was. Ich bin zufrieden und gehe davon aus, dass es sich bei starken ***½ oder knappen **** einpendeln wird.
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