Re: 17.06.2012

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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@ duplo

Als der SFB nach Abschaffung des S-F-Beat sein abendliches Musikprogramm reformierte, wurden die sogenannten Music-Specials ab 23h grob nach stilistischen Kriterien sortiert. Montags gab es Blues und Soul, dienstags Country, mittwochs Rock’n’Roll, donnerstags Jazz, freitags Rock und samstags Dance. Für „Roots“ am Sonntag blieb quasi der Rest, d.h. Folk, Bluegrass, Western Swing, Doowop, Texmex, Cajun, etc. sowie das weite Feld der Singer/Songwriter, die ja für gewöhnlich stilistisch nicht leicht zuzuordnen sind. Ich spielte also oft Willie Nelson, aber den frühen, weil der späte auch in der Country-Sendung zum Einsatz kam. Bei Elvis war es andersherum: die Sixties-Tracks liefen bei mir, während Kollege Barry Graves die Fifties-Hits spielte. Da Graves überhaupt nur Hits spielte (von irgendwelchen Compilations), baute ich hin und wieder auch mal Rockabilly-Sides nicht so prominenter Art ein. Ansonsten bestand „Roots“ wie gesagt zu einem Drittel aus Folk (traditional & contemporary), einem Drittel Singer/Songwriter und einem Drittel verzweigter Stile. Nach 100 Sendungen, nur zur Illustration, waren die meistgespielten Künstler in „Roots“ Peter Rowan, Townes Van Zandt, Shirley Collins, Martin Carthy und John Fahey, in dieser Reihenfolge. Kaum Stones, viel Planxty. Keine Beach Boys, aber nicht selten Boys Of The Lough. Mit dem Start von Radio 4U änderte sich das, die Music-Specials wurden zu Autoren-Sendungen umfunktioniert, die stilistische Zuordnung löste sich tendenziell auf und damit die No-Go-Areas. Fortan fand in „Roots“ auch jede Menge Blues statt (und Soul, Rock’n’Roll, Country, Jazz, etc.). Dabei blieb es dann die letzten rund 20 Jahre, auch wenn die Sendung ja periodisch auf verschiedenen „Wellen“ (B2, Radio Kultur, SFB4) beheimatet war, bevor sie auf Radio Eins landete. So erklärlich?

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