Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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gypsy tail windWarum eigentlich Tschechen für Mahler? Weil’s die in Kakanien während des eisernen Vorhangs zu Spottpreisen auf LP gab? ;-)

Im ernst, die Klassik ist ja längst internationalisiert und klar, das ist Kunstmusik die sich so weit von jeglichen Wurzeln wegbewegt hat, dass man schon dicke braune Sosse mitbringen müsste, um da mit irgendwelchen Schollen-Argumenten zu kommen … und Lisl Mayer aus Oberbayern, die in München, London und Paris ihre Diplome gemacht hat, spielt letztlich trotz ihres schier unglaublichen Talents genau so inhaltsleer wie Lang Lang. Dennoch, gerade in den Orchestern gibt es ja noch gewisse Klangtraditionen, manchmal auch noch welche der Instrumente, die Verwendung finden und den Klangkörper prägen … also, warum Tschechen für Mahler? (Warum nicht z.B. Franzosen, Engländer, Ungaren, Italiener? Gut, Giulini kam ja gerade, den habe ich bisher nur mit Opern und als Begleiter von Arturo Benedetti Michelangeli, die ganzen Boxen – In Vienna, London Years, Chicago Years, Complete Sony, Concerto Recordings, In America I & II – sprachen mich bisher nicht an).

Tschechen für Mahler ? Hmmmh …. Mahlers Geburtsbezug ist ja das tschechische Kaliste und das mährische Jihlava (=Iglau) und die Jugend inmitten von Volks- bzw Tanzmusik bzw die Blaskappelle der Militärstadt Jihlava hat in der Kompositionen von Mahler später Eingang gefunden …. aber Mahler und tschechische Dirigenten bzw Orchester ? Ich halte das eher afür ergebnissbezogene Fügung als besondere Voraussetzung oder objektivierbares Qualitätsmerkmal …. Kubelik hat sich (als einer von wenigen Dirigenten) früh für Mahler eingesetzt und Neuman ebenso …. und bezüglich der Orchester, Kubelik hat ja seine grossartigen Einspielungen mit dem Bayrischen Symphonieorchester zuwege gebracht, also einem ursprüglich eher mittelmässigen Klangkörper, welcher durch den Verve des Meisters und auch den Flucht/Zuzug tschechischer (oje !!) Spitzenmusiker nach dem Prager Frühling 1968 sukzessive an Klasse gewann – demgegeüber spielt Neuman seinen Mahlerzyklus mit der Prager Philharmonie ein, welche zu dieser Zeit (noch) für den spezifisch tschechischen (oje !!) Klang der Holzbläser berühmt ist …. also „tschechischer Mahler“ ist nicht immer gut, aber mancher Mahler mit tschechischen Ingredienzien ist gross ….

Und klasse Mahlereinspielugnen gegraphisch ? Maazel und Bernstein gelingen Großtaten mit den Wiener Philharmonikern, Klaus Tennstedt bewirkt Grosses mit NYPO bzw dem London Philharmonic Orchestra ( bei letzteren ist auch die Kooperation mit Horenstein ein Winner ….) etc ….

PS und als „Aussenseiter“ Leif Segerstam mit dam Danish National Symphony Orchestra auf Chandos …. leider vergriffen …

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