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Anonym
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Das hört sich doch gut an, und das Tralali … Falsche Noten, Töne gibt es bei Gulda wohl nicht, im Gegenteil, er schöpft sie aus in feinster Manie mit einem Swing, der einfach mal so einen Triller in eine Miniaturmelodie erweitert. Aber das alles geradewegs gespielt, nicht mit der unsäglichen Romantiziererei eines Horowitz. Natürlich kann der spielen – KV 279 gibt es von ihm, glaube ich, nicht -, aber diese Rubati bei ihm und vor allem die dynamischen Exaltationen sind fast zum Fremdschämen; kalkuliertes Gefühl. Da entsteht zumindest bei mir nichts vom Ohreingang ab-, ein- und aufwärts. Hier habe ich mir die Mozart Tapes II eingeworfen (Mist, die Tapes I finde ich gerade nicht, ich habe das in diesen Einzeleditionen), die sonst abgedroschene 331 ist ein Fest, eine meiner liebsten Sonaten: die „Dürnitz“ 284 (der Variationensatz) auch, obwohl mir da Gould ins Ohr usw. eingepflanzt bleibt, und 310 von einer Souveränität in der Leichtigkeit, dass man einfach fröhlich-bedenklich durch den Abend gehen möchte. Was ich an Gulda wie an einem Halbgott schätze, ist all das, was Horowitz gewollt, aber nicht gekonnt hat, und all das, was Gould ins Licht gesetzt hat. (Horowitz nenne ich nur, weil Du ihn erwähnt hast, er kommt mir bei Mozart schon lange nicht mehr in den Sinn.) Und Gulda hat da noch die Freiheit, über diese schwebenden Geister kleine Wasserfeinheiten, Abweichungen, Digressionen hineinspazieren zu lassen, dass mir nicht selten der Atem behende stockt.
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