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Anonym
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Ihr seid mir Lustige, pinch, gypsy, ich dachte, Besprechungen, Bemerkungen zu Bartók sollen im hiesigen neuen Thread erfolgen? Aber gut!
pinch
Beim Hören vergesse ich komplett, dass da Furtwängler am Pult steht, so sehr dominiert Yehudi Menuhin hier die Parts. Klanglich ein Genuss, kompositorisch wohl eine der schärfsten Waffen Bartoks. Und die Pizzicati der „Sonate für Violine Solo“ gehen allesamt runter wie Öl. Umso peinlicher, dass mir dieses Werk bislang noch unbekannt war. Ein ganz famoser Tipp, clasjaz! Besten Dank.
Freut mich sehr! Ja, die Violine ist auf Hochspannung komponiert und allerdings hier so gespielt. Ist Rostal auch schon eingetroffen? Bin gespannt, wie Du das im Vergleich hörst. Aber Menuhin – der ist in der Tat immer für Überraschungen gut, ganz ernster Mann, so verbindlich und freundlich er am Ende, in Dokumentationen, war. Vermutlich hatte er einfach den Überblick.
Der Empfehlung gypsys zur Einspielung von Ida Haendel und Vladimir Ashkenazy möchte ich mich enthusiastisch anschließen! Bartóks „Erste Rhapsodie“ ist vorzüglich, im Rhythmus erinnert mich das immer an Schumanns erstes der „Fünf Stücke im Volkston“. Und die beiden, Haendel und Ashkenazy haben sich in all diesen Werken wie zusammengeschweißt gefunden; Ashkenazy mit einem federnden Klavier, glasklar, vor allem aber jedem Ausbruch Haendels folgend bzw. ihn vorbereitend, das ist kaum zu unterscheiden. Und Haendel mit einer Violine, die sich so anhört, als könne man dieses Spiel niemals lernen. Das hört sich schlichterdings nicht mehr nach einer Interpretation an, die auch anders möglich wäre – gerade von mir natürlich eine bekloppte Formulierung. Aber so geht’s mir damit, und zwar vor allem in der Enescu-Sonate: Was die da im ersten Satz, dem „Moderato malinconico“ machen, grenzt in der Aufladung der Spannung, immer weiter, immer weiter an eine ausbrechende Intensität, die das „Moderato“ zwar nicht verlässt, aber sie jederzeit nach Innen übersteigt. Aber das ist wohl das Werk, sind diese Werke von Enescu, von Bartók – und Szymanowski, der vor allem mit den „Mythes“ auf diesen CDs zu nennen ist. Und Haendel, welche Unerbittlichkeit sie im Ton hat. Und auch wenn ich von Ausbrüchen spreche: es sind Implosionen.
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