Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gruenschnabel

Registriert seit: 19.01.2013

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clasjazNa gut, warum ist dann Brendel nicht ins Studio gegangen, sondern hat sich so sehr gekümmert um seine Mimik? Soll er machen, das stört mich nicht. Aber nicht so aufbauschen.

Ich habe mittlerweile den starken Eindruck, dass du dich verrennst. Warum soll denn Brendel ins Studio gehen? Der hat doch mit Goulds Äußerung überhaupt nichts zu tun…(?)
Noch ein hoffentlich letztes Mal zur Mimik: Er hat sich deswegen um seine Mimik gekümmert, weil er als professioneller Pianist an sich selbst festgestellt hat, dass sie eben von der Musik „ablenkte“. Das „ablenkte“ steht bei mir im Geiste als Fettdruck. Selbst wenn du die sinnhafte Korrespondenz von Körpersprache und musikalischem Gehalt für dich persönlich ablehnst: Es sollte m.E. nicht schwer nachzuvollziehen sein, dass Brendel sich hier seiner Wahrnehmung nach einer großen Gefahr ausgesetzt sah – er sah den Kern seiner Tätigkeit (eben die Musik selbst) durch eine Nebensache konterkariert. Dass er dies für sich nicht so belassen konnte, ist für mich nicht nur verständlich. Es wäre sogar aus seiner Sicht fahrlässig gewesen, daran nichts zu ändern.
Zum Thema „aufbauschen“: Ich kann kaum glauben, dass du diesen Begriff verwendest. Wenn ein Pianist, der sich mit eben diesen Sachen beruflich befasst und ihnen dementsprechend auch eine bedeutsame Relevanz beimessen muss, die weiter oben zitierte Bemerkung auf S.197 eines Buches mit dem Titel „Nachdenken über Musik“ veröffentlicht, kann ich da schlichtweg null „Aufbauschendes“ erkennen. Ich muss mittlerweile eher im Gegenzug sagen: Du machst um diese eine Äußerung für meine Begriffe mittlerweile ein ziemliches Bohei.

clasjazIch bin auch nicht Brendel. Aber Du hast doch hier entschieden die Meinung Brendels verteidigt. Also solltest Du doch dazu etwas sagen können.

Siehe oben. Ich habe vollstes Verständnis für seine gezogene Konsequenz, etwas verändern zu müssen. Aus seiner Sicht wäre alles andere „berufsschädigend“ gewesen. Mir selbst als Hörer aber ist diese Mimik-Debatte ziemlich schnuppe. Ich hoffte, dies schon mehrmals deutlich gemacht zu haben. Deine Frage „Was hätte denn ein gesichtsgelähmter Brendel dann gemacht?“ ist mir persönlich zu fern, zu unwichtig, zu spekulativ und damit unbeantwortbar. Vielleicht aber hätte Brendel selbst eine Antwort auf diese Frage. Ich weiß nicht, ob ein Kontakt zu ihm möglich wäre, um das zu klären.

clasjazWir sind hier aber eh im falschen Thread, das Intermezzo hatte aber doch seinen Reiz, oder nicht? Und schreib mal, was Du so hörst, mit ein paar Wörtern natürlich.

Ganz ehrlich: Ich wäre auch froh, wenn wir das hier nicht fortführen müssten. Ich hatte mich auch schon zweimal innerlich verabschiedet. Wäre da nicht dein ausdrückliches Interesse an meinen Eindrücken und Einschätzungen erkennbar gewesen, hätte ich von mir aus wenig mehr beizusteuern gehabt.

Also wieder voll auf Topic-Kurs: Heute ist meine Brillant-Brendel-Box mit 35 CDs angekommen. Freue mich wie Bolle, nachdem ich im Zuge dieses Threads in den letzten Tagen auch zwei von Brendel traumhaft gespielte Schubert-Sonaten genossen habe. Also schmeiße ich jetzt zum Abschluss des Tages die „Bilder einer Ausstellung“ ein – und denke mir einen gesichtsgelähmten Brendel, wie er das „Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen“ spielt. Spaß muss sein.

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