Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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pinchUnd nenne mir bei der Gelegenheit doch bitte vielleicht auch deine Bartok-Faves. Das würde mich interessieren. Habe zwar schon manches von ihm, aber mir fehlt zur einigermaßen runden Gesamtschau dann doch noch etliches.

Doch fürchte ich, dass ich zu einer selbst nur halbwegs tauglichen Gesamtschau nicht in der Lage bin – aber das nennen, was mir nah ist, mag ich gerne. Das wird sich auf wenige Werke beschränken, da ich längst nicht alles von Bartók kenne.

Beginne ich doch mit Werken, die mir unverzichtbar sind und zumal in dieser Einspielung mit den Juilliards von 1963:

Das ist mir bis heute wohl die liebste Besetzung: Robert Mann, Isidore Cohen, Raphael Hillyer, Claus Adam. Der Neupreis bei amazon ist ein Witz, als das rauskam, wurde es einem hinterhergeworfen. Ich glaube aber, dass es diese Einspielung inzwischen auch in anderen Editionen gibt. Du wirst da Zuspitzungen zu hören bekommen, die man amerikanischen Quartetten sonst ja nicht allzu sehr nachsagt. Lass es mich für den Moment so sagen: Es wird nicht ein großer Klangteppich ausgebreitet, sondern die Fäden werden einzeln abgezählt, ohne den Zusammenhang zu verlieren. Das ist eine meiner großen Empfehlungen.

Dass Bartók auch Klangteppiche verträgt, mag ich aber gleich anfügen, ich habe noch die Streichquartette 2 und 6 mit dem Tokyo String Quartet. Auch die ältere Besetzung, also die erste, übrigens, mich wundert’s nicht, Schüler von Raphael Hillyer. Das Cover zu meiner Vinyl-Ausgabe finde ich nicht, aber hier dürften die Einspielungen sein:

Da sind Ausbrüche zu hören, die Juilliard nicht fehlen, aber nicht in ihrem Konzept der Filigranität ausgespielt werden können, die alten Tokyo-Leute machen das dann einfach. Ein Rausch. Aber ohne jede Anheimelung. Zu vereinbaren ist beides wohl einfach nicht ohne Bruch, wieder ein Exempel, dass man oft verschiedene Einspielungen braucht und möchte. Die Aufnahme stammt aus den frühen Siebzigern, meine ich mich zu erinnern, meine Vinylsammlung steht an anderem Ort, ich kann nicht nachsehen.

Kurz streue ich ein: das Violakonzert. Bis heute fehlt mir da etwas, was mich befriedigt. Bei arkivmusic sehe ich, dass es eine Einspielung mit Raphael Hillyer gibt. Die würde mich reizen.

Violinkonzert II. Hier möchte ich unbedingt zu einer ganz unbekannten Sache raten, Max Rostal mit Sargent von 1951:

Ein Billiglabel, glaube ich, aber der Klang ist vorzüglich. Die Violine steht mit fuffzig Knarren im Raum und zückt sie alle. Ein bisschen Text im Booklet zu Rostal – ich geselle ihn gerne einem Mann wie Taschner zu -, mehr nicht. Ach doch: Eine der großartigsten Kreutzer-Sonaten von Beethoven, zumindest, was den Violinpart angeht, aber Osborn am Klavier ist wenigstens in seinem Atem, wenn mir dieses Klavier da mehr draus hätte machen können. Rostal ist jemand, der, lass es mich so sagen, keinen Hehl aus seiner Kenntnis macht, sie aber in eine Emotion übersetzt, die kaum je zu finden ist. Dies mag ich ebenso empfehlen wie die Einspielungen oben.

Das Violinkonzert II habe ich in dieser Einspielung lange nicht mehr gehört, aber für die Soloviolin-Sonate mit Menuhin hacke ich mir jetzt also notfalls den dritten oder vierten Finger ab:

Irgendeine andere Einspielung habe ich noch auf Vinyl, aber ich habe sie vergessen. – Ansonsten kenne ich das zweite Violinkonzert noch mit Boulez und Gil Shaham. Das sagt mir nichts. Die Violine ist mir viel zu weich.

Also über- und einleitend zu den Klavierkonzerten: Die Boulez-Einspielungen berühren mich nicht, es gibt da etwas, mit unterschiedlichen Orchestern (Chicago, Berlin, London) und verschiedenen Solisten: Zymerman, Andsnes, Grimaud. Von Boulez hätte ich sogleich erwartet, dass er mich mit seinen Interpretationen trifft, aber das geschah nie und es liegt wohl an den Solisten (obwohl ich Grimaud an anderem Ort viel abgewinnen kann) und irgendeinem Missverhältnis. Zu viel Lack.

Kürzlich aber war ich sehr berührt von der Lipatti-Einspielung des dritten Konzerts unter Paul Sacher – vom Klang darfst Du hier nicht zuviel erwarten. Vom Klavier alles – aber so, jetzt mal müde beiseite gesagt, insgesamt bleibt mir wohl doch Anda mit Fricsay der Nächste. Die Einspielung mit Fricsay:

Aber ich bin da befangen, in meiner maßlosen Hingabe an das dritte Konzert. Das Adagio religioso ist allerdings einmal überirdisch und doch im Abschluss, der alle Klarheit und Unerbittlichkeit aufbringen muss, erreicht. Ich kenne noch einen Mitschnitt des ORF mit Anda und Karajan von den Salzburger Festspielen 1973. Das ist nicht ganz so groß.

Denn, um ins Orchesterwerk zu wechseln, Karajan hat, auch 1973, mit den Berlinern eine wahnsinnige Einspielung geliefert, natürlich mit Teppich, was sonst bei der DG:

Das Bild ist so klein, auf der CD sind das Konzert für Orchester (Sz. 116) und die Musik für Saiteninstrumente und Celesta (Sz. 106). Nächste Empfehlung, auch wenn mir bald eine Hand fehlt. Fast wunderte mich, dass Karajan auch Bartók dirigiert hat. Aber das hier ist in der Ausladung etwas, dem ich mich nicht verweigern konnte. – Vor einiger Zeit wurde hier aber, glaube ich, eine andere große Einspielung erwähnt, mit Fritz Reiner. Die kenne ich leider nicht.

Ich habe einiges nicht erwähnt, was hier so rumliegt oder in der Erinnerung. Die Klavierwerke von Foldes, die Violinduos, die Violinsonaten, Kontraste – aber da fehlt mir selbst noch Etliches für einen Eindruck. Der Blaubart allerdings ist eine phantastische Oper, ich kenne da aber nur die alte Einspielung in der Gesamtedition bei Hungaroton, leider wieder nur Vinyl und nicht hier.

Wahrscheinlich kennst Du die Aufnahmen, die ich genannt habe, aber was kannst Du bitte empfehlen, pinch?

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