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Ich mische mich nochmal kurz ein – und bedanke mich erstmal für die Mühe, die Du mit dem Brendel-Zitat gemacht hast! Und füge an, dass …
grünschnabelFinde ich nicht. Es macht die Sache m.E. eher zäh. Aber immerhin geben wir beide uns ja Mühe.
… ich Dein Gefühl verstehen kann, die Diskussion aber gerne mitverfolge!
grünschnabelKann ich nicht ansatzweise nachvollziehen. Ich sehe das so: Brendel merkt, dass seine Mimik dem musikalischen Ausdruck nicht nur nicht entspricht, sondern wirkungstechnisch sogar kontraproduktiv ist. Er sieht dies als verbesserungsbedürftig an und achtet entsprechend mehr darauf. Für mich ein von A-Z völlig nachvollziehbarer Vorgang. Hat auch nur mit ihm und seinen künstlerischen Vorstellungen zu tun. Mehr ist da nicht.
Auch der Bezug des Zitats zu Gould offenbart sich mir bislang überhaupt nicht. Brendels Ablehnung diesem gegenüber hatte meinem Kenntnisstand nach mit einer völlig unterschiedlichen Auffassung von „Werktreue“ zu tun.
Da liegt für mich der Hund begraben – beim merken, dass die Mimik die Musik stört. Das ist ja reines persönliches Empfinden. Natürlich mit der Einschränkung, dass – entschuldige, ich kann wieder nur Beispiele aus dem Jazz liefern – McCoy Tyners kaum hörbares, hohes und feines Mitsingen der Linien seiner linken Hand niemanden stören wird, während Keith Jarretts lautes Gestöhn und spastisches Gezucke wohl viel mehr seiner Zuhörer irritieren dürfe (erst recht, wenn die sich während des ganzen Konzerts nicht rühren dürfen) … aber dennoch, das ist ein individuelles Gefühl, und darüber wundere ich mich eben immer noch: dass man sein Verhalten während dem Spiel überhaupt auf eine solche Weise „überarbeiten“, „verbessern“ mag, denn beim Spielen ging es einem doch auch davor ganz gut, weil doch das, was man tat, für einen selbst passte. So würde ich denken und dann eben finden, dass es dementsprechend recht egal ist, ob sich ein paar Leute darüber aufregen oder nicht. Dass man allerdings nach Begutachtung von TV-Aufnahmen darauf kommt, etwas zu verändern, find ich durchaus nachvollziehbar – aber ich hinterfrage dann halt einfach die – ich finde gerade keine besseren Wörter dafür – die künstlerische Relevanz dieses Unterfangens, das ja die Kunst selbst eigentlich gar nicht betrifft. Es geht dann eben um Image … und natürlich, die vermeintlich so spontanen Gould-Interviews, die im Gould-Thread neulich so schön beschrieben wurden, stammen ja soweit ich weiss alle aus einer Zeit, in der Gould schon keine Fragen mehr beantworten mochte, die er nicht zuvor gehört hatte, keine frei formulierten Antworten gab, sondern sich alles en détail im Voraus zurecht gelegt hat. Das ist natürlich auch Image-Pflege, genau so wie Rubinsteins regungsloses Dasitzen Imagepflege ist. Mich irritiert bloss die Idee, dass man vom einen Tag auf den anderen darauf kommt, dieses Image umzugestalten.
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