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clasjazBeethoven, Brendel, Masur. Hier. Ich sagte aber doch, dass mir die Mimik bei Brendel nicht so wichtig sei? Ich sehe da aber keinen Unterschied zu früheren Mitschnitten, soweit ich sie kenne. Und von diesem Unterschied hattest doch Du gesprochen. Dieses Beethoven-Konzert habe ich mir jetzt noch einmal angehört, den ersten Satz. Du wirst es womöglich auch unverständlich finden und nochmals: ich möchte den Brendel nicht madig machen. Aber er geht mir auf den Geist, selbst wenn ich ihn wie jetzt ohne Bild anhöre. Ich sagte es oben schon, gerade dieses Spiel erscheint mir teutonisch, wozu Masur etliches dazutut. Gut, pinch hatte ja schon gesagt, dass das nicht so toll sei, im Vergleich zu anderen Einspielungen. Ich höre Weihrauch und, pardon, sehe ihn fast, wenn ich ihn nur höre. Der kloppt da in die Tasten, dass es mich fast schon erschreckt. Aber lassen wir das vielleicht – oder wie geht es Dir mit diesem Konzert und diesem Mitschnitt? Zumindest hier kann ich nicht hören, nicht sehen, dass er nur die Musik im Sinn hätte.
Ich komme bei dir nicht mit. Du beschäftigst dich einerseits ganz stark mit Brendels Auftreten und projizierst auch irgendwelche (geplanten?) Empfindungen dort hinein, andererseits betonst du, dir sei seine Mimik nicht wichtig, aber interessieren würden dich Mimik und Gestik dennoch, aber Brendels Überlegungen hinsichtlich einer stimmigen Korrespondenz zwischen Spielapparat und musikalischem Ergebnis seien „kurios“, da das ja ganz außermusikalisch sei… ich finde da kaum etwas für mich Greifbares.
Das Gute ist: Für mich als Hörer sind diese Fragen ziemlich Banane. Von mir aus kann jeder Interpret Grimassen schneiden oder wie Gould laut und falsch mitsummen oder sonstwas – ich konzentriere mich auf die Umsetzung der Komposition (Gould macht es einem da manchmal wirklich nicht leicht). Ich sehe auch keine Veranlassung, da nun spekulative Küchenpsychologie zu betreiben – das klangliche Ergebnis zählt.
Das klangliche Ergebnis beim Beethoven in der Kombi Masur / Brendel ist ja schon aufnahmetechnisch so unter aller Sau, dass ich mir da keinen Kommentar abverlangen möchte. Wie das wirklich geklungen hat, kann wohl keiner so richtig sagen, wenn die Streicher klangfarbentechnisch schon schlimmer klingen als von so ziemlich jedem Synthesizer gespielt.
Aber wenn dich also nun doch noch weiter interessiert, wie weit Brendel mit seiner mimischen Selbstdisziplinierung gekommen ist, müsstest du halt irgendwelche Aufnahmen vergleichen, da kann ich dir nicht helfen – und das ist überhaupt nicht böse gemeint.
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