Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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Ein Werk der Suche. Mit seltsamen Wegen. Das Kyrie beginnt genau so. Das Orchester schafft eine Bedrohung, aus der heraus die Erlösung gesungen wird. Das ist der Gegensatz, etwa zu Bach. Es mag daran liegen, dass Bach kein Requiem in dieser Weise geschrieben hat, sondern an der Form der Messe, die etwas abweicht, festgehalten hat. Gleich, was mir hier auffällt, ist das Auseinanderklaffen von erlösendem Gehalt, der da ist, vorgegeben ist, aber eben doch Gestalt gewinnen soll: das ist die Suche. Und Dvorák sucht in allen Ecken, zusammengewürfelt hört es sich manchmal geradezu an. Das gibt zu denken. Gegenüber der Unerbittlichkeit Mozarts ist das hier zu ausufernd und doch, gerade das mag dieser Weg Dvoráks gewesen sein. Denn tief gehen die Stimmen – und die Leute hier sind allesamt phantastisch, herausragend Fassbaender und Rootering, das Orchester brausend-fein unter Sawallisch – und lassen hören, dass hier gegraben werden soll, sehr in der Frage, wie ein „Requiem“ geschrieben werden könne. Große Ähnlichkeiten in den Wiederholungen einiger Streichermotive, durchaus im Denken an Mozart, glaube ich. Dann wieder habe ich meinen alten elenden Eindruck eines Spektakels, wie auch bei Berlioz, wie bei Verdi. Die auch auf seltsamen Wegen. Aber die Einspielung hier ist doch großartig, unabhängig vom Werk. – Eigentlich wollte ich längst zu Mahler VIII … aber schon wieder diese Panik vor dem Ding. Stattdessen die Notiz: das „Lied von der Erde“ ist auch als „Requiem“ lesbar, VIII dann als Missa.

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