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Anonym
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Weiterhin bei Schumann. Seine Verschmelzung von Melodie auf endlosen Wegen ist schwierig. Und sei die Box, die ich oben genannt hatte, auch Schrott in der Dokumentation (rien), so ist das eine Einspielung mit Casals, die ungeheuerlich bleibt. Im Gegensatz zu der hier, die ich gerade auch noch gehört habe:
Mit der CD kann mich wahrscheinlich nur Widmann versöhnen, aber ich bin jetzt bei Schumann geblieben. Casals spielt schräg, und so mag es sein. Vogler kennt eine Strenge im weichen Spiel überhaupt nicht und Poppen weiß nicht recht. Dieser Beginn bei Schumann ist ein starker, lauter Ruf, leise zugleich, die nehmen das einfach so hin und denken sich nichts dabei. Das Orchester mit Poppen ist ein Automat, ich habe das Werk beinahe nicht erkannt.
Wenn ich das so sage, liegt das auch daran, dass ich inzwischen glaube, dass Schumann in den kurzen Mittelsätzen die Konzentration alles andern gibt, noch ein wenig gebunden an die Konzertform, aber eigentlich hat er sie aufgegeben. Das könnte man wohl auch von Beethoven sagen, der ist dann in die Streichquartette gegangen. Der langsame Satz bei Vogler und Poppen ist unsäglich, dahingespielt. Diese Konzerte (auch das Violinkonzert) sind Phantasien, im Klavier fiel die Überschreitung der Form leichter. Und dafür (Dafur) ist Strenge geboten, kein Hin-und-Wider-Spiel. Diese Mittelsätze, Liebeslieder, sind streng, sind zart, aber in ihrer Kürze völlig bestimmt und gewiss. So wie Mendelssohn. Die komponierte Frage, wie Glück, was immer, möglich sei, wie man das halt übersetzen will. Das Festhalten am dritten Satz fast eine Guillotine bei Schumann.
Im Violinkonzert werden die Pfade verlassen und betreten, aber das ist zu hören! bei Menuhin und Barbirolli. Auch in der Schrottbox. Kremer mit der Schostakowitsch-Bearbeitung hatte ich auch noch gehört:
Auch fürchterlich (keine Ahnung, warum Schostakowitsch hier etwas bearbeiten wollte, lieber wären mir Nachrichten, er hätte das Werk dirigiert). Bei Schumann muss man den Atem anhalten und nicht nur so tun und herumspielen. Den Atem anhalten und dann weiterspielen, Atem anhalten, weiteratmen. Daher die unglaublichen Pausen mitten im Aufruhr bei Casals, bei Menuhin. Und Ormandy, mehr noch Barbirolli haben das gehört oder auch sagen wollen oder was immer. Den Orchestern, so hört es sich an, gesagt: Ihr seid jetzt alle Solisten.
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