Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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Dieu, wie dreckig der vierte Satz von Beethovens Neunter bei Leibowitz ist. Und es ist wie in der Erinnerung. Da geht’s nicht um’s Metronom. Sondern um den Atem. Verdammte Bläser, die schält Leibowitz mit dem Orchester so glasklar heraus, der Chor fesselt einen, als sei man Fetischist eines Chors. Banalität? Nichts dergleichen. Eher Verzweiflung über einer Hoffnung, deren Zerstörung möglich sein könnte. Das ist – kompiliert mit Furtwängler in Bayreuth – die unglaublichste Einspielung jemals. Wie die Streicher das unersättliche Leben der Sänger begleiten, in einer Hoffnung, auch das eine Hoffnung der Jakobiner. Wie das hervorgeschoben ist, in den Vordergrund. Das ist nicht banal, sondern ein Weg, der durch Beethovens Tod einfach abgebrochen wurde. Mahler hat dann mit VII oder VIII weitergemacht, eigentlich aber auch oder vielmehr mit dem Lied von der Erde und IX. Bezwingend, und zur Dankbarkeit verlockend, was Leibowitz mit seinen Leuten da gemacht hat. Das hat nicht einmal Furtwängler geschafft. Gottverdammt, was für ein Chor, welcher Sopran. Das ist so gedrängt, in die Zeit genommen, in sie eingespannt, im Wissen, dass sie vergeht. Und zwar jederzeit und sofort. Die größte Einspielung jemals, die ich kenne.

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