Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

#8424059  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

Registriert seit: 01.01.1970

Beiträge: 0

pinchDoch doch. Diese ganzen Graupen können dem Guthaben auf Toscaninis Konto letztlich nichts. Schuberts „Große in C-Dur“ (NBC, ca. 50er Jahre), der frühe Beethoven-Zyklus, Brahms 1-4, die Wagner-Overtüren, alles grandiose, geniale Geschichten unter des Maestros Dirigat. Und seine Sachen mit dem Philadelphia Orchestra sind durch die Bank ebenfalls vom Feinsten! Nie ein besseres „La Mer“, nie eine bessere „Pathetique“ gehört! Und Horowitz magst du nicht sonderlich, nehme ich an?

Die Wagner-Geschichten muss ich wieder einmal hören, das ist lange her. Brahms, da stimme ich ja zu und ein paar Beethoven-Symphonien mit ihm habe ich mir nach dem Aktuellen hier heute mal hervorgesucht, mag da gerade auch noch einmal Schuricht hinzunehmen. Toscaninis „Pathétique“ kenne ich nicht, und wenn, habe ich sie vergessen. Das heißt gewiss nichts, ich kenne ja auch meine Befangenheiten, wie gerade wieder Furtwängler, dessen „Pathétique“, der spätere Mitschnitt aus Kairo (irgendeine Konzertreise, 1951 glaube ich) mich bisher nicht nach anderem hat suchen lassen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine größere Steigerung als bei Furtwängler möglich sei. Aber dann muss ich wohl Ausschau halten. – Woran, pardon, ich mich übrigens noch sehr gut erinnere, auch wenn sich das seltsam ausnimmt, ist, dass ich besonders bei Toscanini in Smetanas „Moldau“ das Hauptthema als „Alle meine Entchen“ wahrgenommen habe, er hat es geradezu herausgepickt (hie und da muss ein Takt aus dem bestehenden musikalischen Arsenal hinzugefügt, der Rhythmus etwas freizügiger gesehen werden, aber das stellt sich ja leicht ein); mit Furtwänglers Einspielung neulich ging’s mir imgleichen. Dazu, etwas ernster, noch: Ich höre Mozarts vorletzte Symphonie sehr nah an Schuberts sogenannter „Unvollendeter“ (umgekehrt natürlich), die Themen vermengen sich mir, weil Mozart einen unauslotbaren oder unauslöschlichen Boden bereitet hat – ein Hook für Schubert, aber im zweiten Satz. Mag Unfug sein, but … Schubert ist ein bisschen da der Lars von Trier gegenüber Bergman.

Horowitz. Wenn ich mich für letzte insularische Veranstaltungen rüsten müsste, wäre er nicht dabei, das stimmt. Es gibt aber schon einiges, das ich von ihm gern höre, zwischendurch inzwischen. Den Scarlatti, Skrjabin, ein paar Rachmaninov-Etüden, sogar das erste Tschaikowsky-Konzert, dann Beethoven V mit Fritz Reiner, Chopin Ballade I, un po‘ di Liszt. Mozart aber gewiss nicht.

grünschnabelDa habe ich eine Filmsequenz vor dem geistigen Auge: Gould spielt die Sechste in einem leeren Konzertsaal…völlig entrückt und zutiefst berührend. Meinst du das?

gypsy tail windJa. Es gab auch eine CD davon*, aber in die Gould-Ausgabe von letztem Jahr fand die leider, leider, leider keine Aufnahme.

*) ich weiss nicht, ob das dieselbe Einspielung ist/war

Die Szene berührt mich auch, so inszeniert sie ist – was nichts an seinem Spiel ändert. Sonderlich gemocht hat er die „Pastorale“, wie berichtet wird, vielleicht nicht, aber das ist mir egal, wenn er sie so spielt. Ich flechte hier einmal ein, dass ich die Metronomsspielereien für zwar interessant, aber nicht für der krönungswürdigen letzten Dinge Schluss halte. Wie pinch schon sagte bei der Gelegenheit, es gibt noch andere – und wichtigere Qualitäten von Leibowitz, das ist womöglich nur eine interessante Zugabe. Gould macht aus der „Szene am Bach“ mal kurz ein wirkliches Idyll – und das braucht Zeit, wenn man an es glauben können soll. Sein Metronom stimmt aber hinten und vorne nicht, er braucht Zeit für das Idyll und will sie, es, für einmal. Man kann das auch mit dem großen langsamen Satz der Hammerklavier-Sonate vergleichen, da waren sich Gould und Solomon zumindest einig.

Es gibt verschiedene Einspielungen Goulds von VI, komplett ist nur die vom 11. Juni 1968, für die CBC. Kurze Zeit darauf folgte, zwischen dem 30. Juli und 1. August 1968, der Einstieg in den Plan einer Einspielung für die CBS, abgebrochen nach dem ersten Satz. Die Szene im Konzertsaal (Ausschnitt aus dem ersten Satz) folgte aber dennoch, wieder für die CBC, am 8. April 1969.

Und die „Eroica“. Ich habe fast Angst davor, sie noch einmal zu hören. Aber da Ihr alle Elogen, die mich irritieren, singt, versuche ich es. Sieben ist allerdings überirdisch, eine andere Welt, zumal mit Kleiber.

--