Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy tail windDie Beethoven-Symphonien in Liszts Klavierbearbeitungen, gespielt von Gould, sind grandios. Sehr, sehr schade, dass man in der aktuellen Gould-Edition auf die komplette Einspielung der Transkription der sechsten Symphonie verzichtet hat!

Aber Du hast doch die komplette Einspielung der Sechsten, oder erinnere ich das falsch, aus der alten Sony-Edition? Dass sie nicht in die neue Ausgabe übernommen wurde, ist in der Tat unverständlich, denn das ist groß, vor allem die „Szene am Bach“.

Ich füge noch etwas hinzu, obwohl das in den Interpretationsthread gehörte. Aber da ich gerade die Sechste in der Transkription mit Gould höre, also hier. Es gab da ja einen ersten wunderbaren Anlauf, dann die spätere Kompletteinspielung. Und was sagt der Mann (ich nehme einmal die Übersetzung aus dem Booklet)?

„Ich finde, daß Liszt in seinen Transkriptionen […] viel zu getreu der Partitur folgt. In einem Orchesterwerk ist es nicht schwer, durch einen so simplen Effekt wie die Verdopplung der Oktaven (und unter Berücksichtung der spezifischen Klangfarben der verschiedenen Instrumente) den Eindruck opulenter Großartigkeit zu erzielen. Versucht man aber dasselbe aber auf das Klavier zu übertragen, so kommt dabei […] – abgesehen von ein paar Pluspunkten in Sachen Authentizität – nur Mist heraus: grandioser Mist vielleicht, aber doch eben nur Mist. Liszt […] neigt dazu, solche Probleme mit gewaltigen Tremoli in der linken Hand (oder schlimmer noch: in der rechten) Hand zu lösen, die in meinen Ohren immer wie die schlimmsten Exzesse geklungen haben, zu denen sich Tante Emma in einem Augenblick der Begeisterung an ihrem Wohnzimmerklavier hinreißen läßt.“

Gepackt hat es ihn trotzdem, die erste Einspielung zu vervollständigen. Und was macht er? Er holt die Tremoli herunter, schraubt die linke Hand herauf, gibt ihr Fülle, versagt das Wohnzimmer. Spielt die Triller in unmäßiger Feinheit.

Und es ist ein Witz, oder etwas ähnliches, was er da erzählt, es sei einfach, ein Orchesterwerk auf das Klavier zu übertragen, entlarvend die Bemerkung, dass auch noch die Klangfarben der Instrumente „natürlich“ zu berücksichtigen seien. Ja, er hat das wohl gemacht, den „Tristan“ auf dem Klavier gespielt, komplett in den Farben, so wird berichtet. Wie auch immer: er bleibt hier der größte Klavierspieler jemals. Aber er hat sich zerrüttet, vielleicht ist das auch nicht anders möglich.

Wie ist die „Zauberflöte“ mit Christie – da Du doch nach ersten Eindrücken sehr begeistert warst?

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