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Anonym
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pinchDennoch sind das zwei Seiten ein und derselben Sonate und für Puristen mag die späte Aufnahme eventuell eine Zumutung darstellen. (…) Ney haut des öfteren neben die Tasten, akzentuiert hie und da etwas anders, verweilt länger in der Stille, was den Pausen eine recht gespenstische Aura verleiht. Theatralisch ausgedrückt könnte man sagen: da spielt der Tod Klavier (was vermutlich auch gar nicht so abwegig war).
Neben dem 5. Klavierkonzert Beethovens unter Artur Rother und mit Gieseking am Flügel, sowie der Raucheisen/Anders „Winterreise“, ist dies eine der drei unheimlichsten Klavieraufnahmen des 20. Jahrhunderts, die ich kenne.
Interpretatorische Zumutungen finde ich meist interessant, lockender als Purismus – aber so recht weiß ich gar nicht, was das sein soll … gut, so etwas wie ein Philologenstift. Aber den muss man dann ja mal aus der Hand legen, wenn es an die Aufführung geht. Sonst wird es rasch langweilig, anders: Ich schätze Interpreten sehr, die der geneigten Gemeinde Zumutungen auch zutrauen. Wobei Provokationen wieder etwas ganz anderes sind, meist auch langweilig. – Ich will die späte Einspielung von Ney also im Gedächtnis behalten bzw. einmal nach ihr suchen.
Die „Winterreise“ mit Anders und Raucheisen kenne ich inzwischen ja auch und kann nur zustimmen. Meinem Verständnis nach ist auch das eine Zumutung, und was für eine. So soll es sein. Das Beethovenkonzert mit Rother und Gieseking ist mir leider unbekannt.
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