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Anonym
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clasjazWenn diese beiden dem Verhältnis zwischen Ney 36 und 68 entsprechen, muss die späte Aufnahme wohl zu den größten gehören. Es ist schwer vorstellbar(…)
Okay, möglicherweise muss ich mit dem Gould-Vergleich ein wenig zurückrudern. Ganz so revolutionär und grundverschieden wie die beiden „Goldberg Variationen“ sind die zwei unterschiedlichen Ney-Einspielung des op.111 vielleicht nicht. Dennoch sind das zwei Seiten ein und derselben Sonate und für Puristen mag die späte Aufnahme eventuell eine Zumutung darstellen. Die Ruhe und Introvertiertheit ist in beiden Fassungen zwar da, die 68er bringt im Vergleich zur frühen Aufnahme allerdings eine (sicher unfreiwillige) Zerbrechlichkeit mit. Ney haut des öfteren neben die Tasten, akzentuiert hie und da etwas anders, verweilt länger in der Stille, was den Pausen eine recht gespenstische Aura verleiht. Theatralisch ausgedrückt könnte man sagen: da spielt der Tod Klavier (was vermutlich auch gar nicht so abwegig war).
Neben dem 5. Klavierkonzert Beethovens unter Artur Rother und mit Gieseking am Flügel, sowie der Raucheisen/Anders „Winterreise“, ist dies eine der drei unheimlichsten Klavieraufnahmen des 20. Jahrhunderts, die ich kenne.
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