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Anonym
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pinch@clasjaz: Die 36er Aufnahme kenne ich, finde die oben genannte 68er aber sehr viel besser. Wenn ich das von der Dynamik, von den Tempi und der direkten „Bearbeitung“ vergleichbar machen müsste, würde ich eventuell die beiden Einspielungen der „Goldberg Variationen“ von Glenn Gould als Muster anbringen. Die sind ja auch grundverschieden in ihrem jeweiligen Gestus. So in etwa musst du dir das vorstellen.
Danke Dir, Ney 36 habe ich jetzt gehört, dazu auch mal die Noten hervorgekramt – eine sehr weiche Interpretation mit viel Zeit, sehr schön das Schweben zu Beginn des „Maestoso“, die Arietta nimmt sie tatsächlich „molto semplice“ (Beethovens Anweisung, dass diese Arietta ein Adagio sein soll, bleibt trotzdem ein Stachel); aus diesem Semplice dann an entscheidender Stelle, die Basslinie heraufspielen zu lassen, hat mich beeindruckt, etwas, was es in dieser Form ja überhaupt in den drei späten Sonaten gibt. Zum Schluss die großen Triller – die gar keine mehr sind, nicht im alten Schnörkeleisinn – in Ruhe zu spielen, ja. Sodass sie die Arietta so langsam wie kaum jemand nimmt, der frühe Pogorelich kommt auf ihre Zeit, etliche liegen weit darunter. Nicht, dass die Echtzeit irgendetwas zu sagen hätte, die Tempi erschließen sich ja stets nur in ihrer rhythmisch-dynamischen Umwelt, da können 15 Minuten viel länger dauern als 19 und umgekehrt diese kürzer als die 15, scheint mir. Ich komme darauf, weil Du Gould erwähnst, die beiden Goldbergs. Wenn diese beiden dem Verhältnis zwischen Ney 36 und 68 entsprechen, muss die späte Aufnahme wohl zu den größten gehören. Es ist schwer vorstellbar, ich kenne keine einzige Wiedereinspielung eines Werks, die sich in einer Weise von einer früheren unterscheidet, obwohl sie auf ihr basiert, wie Goulds Goldbergs 81 von 55. Drum, sollte ich dann die späte Ney-Einspielung finden, stecke ich sie ins Täschchen.
Ja, und Hassid, ich kenne diese 9 Stücke von der CD-Kopplung mit Neveu, die mir auch ganz richtig erscheint. Ricci, den habe ich bisher ebenso wie Salvatore Accardo vernachlässigt.
Hier, nach den großartigen Chopin-Préludes von Samson Francois, die alle paar Wochen in die Ohren müssen, jetzt ein Abend mit Maria Grinberg, verschiedene Sachen, zuerst das fünfte Klavierkonzert mit Sanderling, dann die h-moll-Sonate von Liszt: eine stürmische Dame, irre Aggressionen zumal im Liszt, als ob sie zweimal so große Hände wie Richter hätte, dann perlt sie wieder wie zum Spott. Eindrücklich und vielleicht eine Pianistin, bei der man hört, welches Leben sie auch gelebt hat. Gleich noch zu Beethovens „Appassionata“ mit ihr.
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