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Da gestern wie man sich schon aus dem letzten Post denken konnte, die grosse Rubinstein-Box angekommen ist, bin ich seit gestern nachmittag ganz da … zuerst die erwähnten Trios … nicht alle überzeugen mich gleichermassen, das Schumann-Trio ist aber wunderbar! Und Rubinstein ist es auch, gerade bei Brahms, aber die drei wirken nicht immer so gut aufeinander abgestimmt – jedoch machen sie immer, und das ist schon viel, Musik!
Dann begann ich, mich durch die vierzehn ersten CDs zu hören, auf denen die frühen HMV-Aufnahmen aus den Dreissigern versammelt sind: Klavierkonzerte von Tschaikowski (Nr. 1), Chopin (Nr. 1 und Nr. 2) und Mozart (K 488) mit Barbirolli, Brahms (Nr. 2) mit Albert Coates und Grieg (da sind wir schon in den USA und in den Vierzigern) mit Ormandy. Dazu die frühen Chopin-Aufnahmen mit den Nocturnes, den Mazurkas, den Scherzos, den Polonaisen, eine Beethoven-Sonate (Les adieux, Op. 18a), Stücke von Brahms, Debussy, Liszt, Villa-Lobos, Falla, Poulenc, Milhaud, Schumann u.a.
Rubinsteins Spiel ist hier vielleicht noch eine Spur süsser im Ton als später, dafür ein bisschen weniger warm? Jedenfalls macht es mir grosses Vergnügen, auf diese Reise mitgenommen zu werden.
Die Ausstattung der Box ist übrigens – grad im Vergleich mit der (passenderweise, zugegeben) sehr strengen Toscanini-Box – schön ausgefallen, das Buch ist im Querformat und ca. A4, umfässt neben vielen Photographien nach einem einleitenden Essay, von dem ich mir nach einigen Kommentaren nicht allzu viel erhoffe (Harvey Sachs hat ihn geschrieben) einen kurzen Text von Sohn John Rubinstein, dann eine Timeline und dann über sechzig Seiten alle Angaben zu den Alben (es ist wirklich alles so drin, wie es auf LP erschienen ist, das erste Liszt-Konzert ist in der Aufnahme von 1956 mit Wallenstein sogar zweimal zu hören, weil es eben auf zwei RCA-Alben – oder muss ich in Forumsprech sagen „LPs“ oder gar, mich schaudert, „Compilations“? – erscheinen ist). Dann folgt eine Diskographie nach Komponist und eine zweite nach Datum sortiert. Letzeres schätze ich sehr, erlaubt es doch einen anderen Blick auf diese schier unüberschaubare Menge an Musik – man sieht vorn, mit welchen Stücken er sich immer wieder befasst hat (von Chopin sind in vielen Fällen drei Einspielungen vorhanden, etwa von den Nocturnes, den Mazurkas, den Polonaisen, den Scherzos, ca. 1932-39, 1949-51 und 1959-67), von den Beethoven-Konzerten gibt es drei komplette Zyklen (1956 mit Krips, 1963/65/67 mit Leinsdorf und 1975 mit Barenboim, dazu natürlich das ritte mit Toscanini und vom vierten eine etwas frühere Einspielung mit Beecham). die „Pathétique“ und die „Jagd-Sonate“ gibt’s je dreimal, die „Appassionata“ sogar viermal … braucht man das alles? Kaum … es wird wohl Jahre dauern, bis ich weiss, welche Einspielungen mir wirklich wichtig und lieb sind, aber da meine Faszination für Rubinstein, den Musiker und den Menschen, in den letzten Wochen ziemlich gewachsen ist, freue ich mich jetzt einfach mal darüber, die Box hier zu haben.
Und gerade beginne ich mit den frühen Chopin-Aufnahmen, die Scherzos, zwei Mazurkas und die Berceuse auf CD4, eingebettet in die dritte Sonate für Violine und Klavier von Brahms (mit Paul Kochanski an der Violine – etwas viel Vibrato nach meinem ersten Eindruck, das Stück gefiel mir gestern mit Christian Ferras und auch mit Szigeti besser) und von Bachs BWV 564 (Busonis Arrangement von Toccata, Adagio und Fuge C-dur).
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