Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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katharsisMich würde mal interessieren, nach welchem möglicherweise vorhandenen Plan Du vorgehst. Orientierst Du Dich an den Interpreten? An den Komponisten? An den Gattungen?

Von allem ein bisschen – ich lasse mich von der Neugierde und von diversen Anregungen hier, auf Organissimo, privat, treiben … aber es gibt schon Gattungen, mit denen ich inzwischen etwas vertraut bin (v.a. Sonaten für Klavier, Klavier und Violine, Konzerte für Klavier bzw. Violine und Orchester und weitere Klaviermusik). Der Plan ist, die ganze klassische Musik zu hören ;-)

Im Ernst: einen klaren Plan habe ich gar nicht, es treibt mich da und dorthin, ich lege tagsüber öfter auch Dinge auf, die ich auch im Hintergrund gern hören mag.

Zu Horowitz kam ich z.B. über die zweite Chopin-Sonate, von der ich ein paar Aufnahmen zum Vergleich hatte … ich bestellte mir sein 3CD-Set mit den Chopin-Aufnahmen für Columbia, als ich dann Mengen von Liszt hörte, bestellte ich auch sein Liszt 4CD-Set, entdeckte dann die „Great Sonatas“-Box (Scarlatti! An dem war ich schon etwas dran mit Pierre Hantaï – und die nächste Bestellung, die komplette Box von Ross, wird seit Tagen schon erwartet, der Zoll muss wohl die CDs durchzählen) und schaute nach weiterem, wobei die erste „Original Jackets“ ausschied (zuviel davon habe ich in den Chopin- und Liszt-Sets schon), die zweite dann auch noch bestellt wurde … und auf clas‘ wiederholte Anregung musste auch noch die Aufnahme von Beethovens fünftem mit Reiner her (die heute ankam). Das ging also etwa über zwei Monate, dazwischen viel anderes, aber immer mal wieder Horowitz, langsam, CD für CD oder Werk für Werk, da wo da Sinn macht (beim Chopin oder Liszt finde ich das etwas schwierig mit seinen Potpourri-Programmen, da höre ich lieber einen halben Tag lang alles am Stück durch). Dazwischen gab’s natürlich mannigfaltige Abzweigungen, beim Scarlatti bin ich zu Marcelle Meyer und Aldo Ciccolini, zwei CDs aus der „Andreas Staier Edition“ stehen noch bevor, beim Liszt bin ich wieder zu Cziffra, beim Chopin zu Cziffra, Samson François und – immer wieder – zu Rubinstein (von dem ich auch noch mehr hören will, vielleicht sogar die grosse Box, solange sie noch da ist). Dann kam die Sofronitzky-Box rein, da hörte ich dann gleich – es passte schön ins Programm – den Chopin, danach den Rest. Aber an Horowitz blieb ich dennoch immer dran, kehrte immer wieder zu ihm zurück … völlig planlos ist das alles nicht, aber es ist auch immer viel Laune und Lust im Spiel, ein einigermassen gesteuertes Treibenlassen, könnte man sagen.

Werke, mit denen ich mich inzwischen einigermassen vertraut fühle sind:
– die Violinsonaten Beethovens
– die Klaviersonaten Beethovens
– die Violinkonzerte von Mendelssohn, Glasunow, Beethoven, Brahms
– die Bach’schen Solo-Violinsonaten und -partiten
– Liszts ungarische Rhapsodien
– Chopin, viel Chopin (die Sonaten, die Nocutrnes, die Mazurkas, die Polonaisen, die Walzer, die Préludes)

Dran bin ich an Mozarts Violinkonzerten (die Klavier- und die Violinsonaten sind schon angeknabbert), an Beethovens Klavierkonzerten, an Faurés Kammermusik, den Streichquartetten von Beethoven (die Haydn-Quartette Mozarts sind auch schon da, aber noch nicht begonnen).

Zudem habe ich viele andere Violinkonzerte gehört, von Wieniawski über Bruch und Tschaikowski zu Bartók, Berg, Strawinsky … auch da bin ich an manchem immer wieder dran. Das geht dann in einem Mix aus Interpreten oder Werken (Mozart etwa habe ich mit Kreisler oder Heifetz gehört, mit Menuhin oder Grumiaux, und auch mit Julia Fischer) aber so richtig vertraut bin ich da noch lange nicht.

Auch Klaviertrios von Beethoven, Brahms, Schubert, Schumann, Haydn (die von Beethoven gehören wohl auch schon in die „vertraut“-Liste, wenigstens Geister und Erzherzog).

Und Klavierkonzerte … Rachmaninov, Ravel, Tschaikowski, Brahms, Mozart, Chopin, Liszt, Schumann …

Interpreten, denen ich etwas nach bin bisher sind etwa: Stern, Heifetz, Rabin, Menuhin, Szigeti, Milstein, Neveu, Haendel, Grumiaux, Szeryng, Hahn, Kempff, Schnabel, Lipatti, Arrau, Rubinstein, Meyer, François, Weissenberg, Gilels, Gould, Horowitz, Ashkenazy, Cziffra, Casals, du Pré, Fournier …

Dazwischen höre ich öfter Dinge am Radio, die mich aber auch öfter etwas perplex oder verwundert zurücklassen (etwa Grimaud mit dem Brahms-Konzert in Luzern oder grad neulich Pollini mit den drei letzten Beethoven-Sonaten – warum ist Pollini so geschätzt? Leuchtet mir gar nicht ein, auch seine Schönberg-CD sagt mir wenig), aber auch manchmal in Welten katapultieren, mit denen ich noch gänzlich unvertraut und unerfahren (Mahler etwa, überhaupt symphonisches) oder aber ziemlich unvertraut aber seit längerem höchst interessiert (Boulez etwa, oder Holliger) bin.

Ich weiss nicht, ob sich diese Art des Hörens vermitteln lässt … sie ist jedenfalls anders als das möglichst umfassende Hören, das ich mir im Jazz die letzten Jahre angewöhnt hatte. Aber bei allem vielen Geld, das ich derzeit für Klassik-CDs ausgebe: Komplettismus liegt da nicht drin, wird auch nicht angestrebt in den meisten Fällen (es gibt natürlich welche, in denen das dann einfacher geht, etwa mit der grossen Samson François-Box oder im Falle von Ginette Neveu, von der es soviel nicht gibt …

Es stehen noch unzählige grosse Dinge vor mir, Callas, Toscanini, Menuhin, Wunderlich, überhaupt der Gesang … mit Mozart habe ich noch kaum angefangen, mit Streichquartetten noch viel zu wenig befasst (ein wenig Schubert habe ich schon, neben denjenigen von Beethoven und den erwähnten von Mozart) … ich kann hier längst nicht alles nennen, aber oben bei den „angebrochenen“ Sachen habe ich vieles vergessen oder weggelassen (zu Debussy etwa kam ich über Meyer und François, zu Ravel, über Meyer auch zu Chabrier, von dem in der Ciccolini-Box auch noch einiges steckt, bei Satie war ich schon aber mit de Leeuw, bie Haydn auch noch mit Gould …

Und stimmt übrigens gar nicht: die DG-Box will ich auch noch, aber dann ist erstmal genug mit Horowitz.

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