Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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Ich bleibe noch etwas bei Scarlatti und höre mir die frühen Aufnahmen von Aldo Ciccolini an. Am Ende der ersten beiden CDs finden sich fünf bzw. vier Sonaten, aufgenommen 1950 (ab 78er transferiert, mit entsprechender Geräuschkulisse) bzw. 1954. Beide Male spielte Ciccolini die K 64, 259, 268 und 492 ein, 1950 auch die K 1.

Ciccolini erklärte sich bereit dazu, sich zu diversen Komponisten zu äussern, als 2000 die EMI-Box zusammengestellt wurde. Zu Scarlatti wird er im Booklet wie folgt zitiert:

Scarlatti

Il m’intéresse au plus haut point : ses sonates sont l’œuvre d’un joyeux trublion. Harmoniquement, cela devait paraître scandaleux à l’époque. Le clavecin est trop fragile pour rendre compte de cette invention débridée et de ce mélange unique de tendresse et d’ironie féroce. L’écriture de Scarlatti est incroyablement pianistique et très virtuose, mas ce n’est jamais de la virtuosité gratuite comme dans certaines pièces vides de musique, comme Islamey, par exemple.

Certains compositeurs n’ont pas résisté au désir de défier les lois de la nature. Même Brahms est tombé dans le panneau avec ses Variations sur un thème de Paganini, d’une rare stupidité. On trouve dans le 2e concerto de Paganini des difficultés inutiles et toutes les notes du 3e Concerto de Rachmaninov ne sont pas d’un égal intérêt. Dans l’opéra, certains rôles ont ruiné des voic (Médée de Cherubini). Au piano, la difficulté en soi ruine le goût.

Sein Scarlatti nun klingt klar, aufgeräumt, scheint vergleichsweise langsam … gespielt wird aber mit weichem Anschlag. Das ist nochmal ganz anders als bei Meyer oder Horowitz, dünkt mich – und ebenfalls schön. Seltsamerweise kann ich bei ihm fast besser als bei Meyer heraushören, dass die Stücke fürs Cembalo gedacht waren (waren sie das? geschrieben jedenfalls). Meyer, so scheint mir, passt den ganzen Stil ans Klavier an, während Ciccolini die Musik weniger anfässt – macht das Sinn? Anders: Meyer scheint die ganzen Cembalo-Schlenker, den Klang, alles, in ihr Spiel zu übertragen, während Ciccolini einfach die Noten am Klavier spielt und der Musik so einen ganz anderen Klang gibt.

Auf CD 10 und 11 finden sich dann nochmal Scarlatti-Sonaten. Die fünf sind wieder dabei, zudem gibt es acht weitere: K 9, 87, 159, 239, 377, 380, 406 und 432. Diese Aufnahmen sind von 1962.

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