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Anonym
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gypsy tail windVorhin übrigens das Rihms/Brahms Konzert aus Luzern, live auf DRS 2, das Luzerner Symphonieorchester unter James Gaffigan in Rihms‘ Symphonie „Nähe fern“ (mit dem eingestreuten Orchesterlied „Dämmrung senkte sich von oben“ – Hans Christoph Begemann, Bariton), danach Brahms‘ erstes Klavierkonzert mit Hélène Grimaud. Rihms hat mich zwar nicht gepackt aber fasziniert, bei Brahsm bzw. Grimaud war es wohl eher umgekehrt, das Werk faszinierte einmal mehr, die Interpretation vermochte nicht recht zu packen – aber das will ich in den nächsten Tagen nachhören.
Zu Rihm hatte ich es leider nicht geschafft, man klatschte gerade, als das Stück vorüber war. Grimaud und das Orchester im ersten Brahmskonzert waren schön, das schon. Aber so recht bewegt hat mich das nicht. Dem anschließenden Kritikergespräch wollte ich dann auch nicht mehr zuhören, nachdem Meyer-Crepon (oder Müller-Crepon?) schon nach dem Rihm-Applaus typische „Klassik-Interviews“ geführt hat mit Gaffigan und Begemann; und als er dann nach dem Brahms ihr weit fallendes Kleid – oder waren es nur Hosen? – gerühmt hat, obwohl er nicht sagen könne, ob das Leinen oder Seide oder ein Gemisch aus beiden sei … jedenfalls weiße Schuhe. Und so habe sie auch gespielt … Danach hatte ich keine Lust mehr, ihm zuzuhören. Der Rihm hätte mich aber mehr interessiert, bisher kenne ich von ihm wenige Lieder, mehr nicht.
Statt des Kritikergesprächs habe ich dann eben später noch das zweite Brahmskonzert gehört mit Toscanini und Horowitz, 1940. So, ja! In diesen Brahmskonzerten, ob eins oder zwei, kann vor allem sich das Orchester ständig verlieren im bloßen Spiel, sich als „Teppich“ missverstehen und sogleich latscht dann auch der Pianist einfach drüber. Toscanini und Horowitz, einmal mehr – ich kann das erste Tschaikowsky-Konzert überhaupt nur mit den beiden hören – fegen das alles einfach zur Seite. Und ob es da mechanisch knistert und knattert, spielt überhaupt keine Rolle.
Damit kann ich dann auch gleich zur Nacht wieder in die Bernhard-Litanei vom „Untergeher“ gehen, da kommt ja auch Horowitz vor, falls er es denn ist. Gibt es eigentlich schon einen Musikbuch-Thread hier im Winkel? Jedenfalls frage ich mich abermals, wie das mit Bernhard wohl gewesen sei; man hört so oft, er sei völlig desinteressiert an Musik gewesen. Was ich für ziemlichen Unfug halte, nicht wegen seiner „musikalischen“ Sprache, diese Litanei ist kunstvoll aber auch eine Rechenkunst. Nein, im „Untergeher“, nur als Beispiel, legt er die Wörter wieder einmal in die richtigen Wunden. Und ich glaube nicht, dass er nur mit Namen jongliert. – Das natürlich nur nebenbei, es ist spät.
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