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Vorhin die beiden Rondos op. 51 und dann das fünfte Klavierkonzert aus dem obigen 3CD-Set von Kempff. Einmal mehr gefällt mir Kempff sehr gut, aber ohne mich sogleich zu überwältigen. Sein Spiel klingt spontan, frisch – so spontan eigentlich, wie es gar nicht sein darf, wenn ab Noten gespielt wird. Aber wer sagt schon, was sein darf und was nicht. Es ist wohl genau diese Qualtität, die mir bei Kempff gefällt, sei es in den Sonaten oder jetzt auch in den Konzerten Beethovens. Es wird wohl Zeit, dass ich mir den ganzen Violinsonaten-Zyklus mit Menuhin vornehme!
Die nächste Runde Beethoven gehört Emil Gilels‘ erstem für EMI eingespielten Zyklus der fünf Konzerte, No. 1 & 2 mit dem Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire unter André Vandernoot, No. 4 & 5 mit dem Philharmonia Orchestra unter Leopold Ludwig, alle 1957, No. 3 schon 1954 mit dem Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire unter André Cluytens. Der erste Eindruck ist – so geht es mir bei Gilels immer – paradox: Sein Ton, sein Spiel wirken zugleich schwerer als Kempff, aber die Linien scheinen ihm leichter von der Hand zu gehen. Manchmal vielleicht etwas zu leicht? Er ist für mich irgendwie der Inbegriff eines Tastenlöwen, wenn er in dieser virtuosen schweren Leichtigkeit aufspielt. Aber schön ist das gewiss!
Aus einem Gramophone-Review, in dem neue Ausgaben von Aufnahmen Rubinssteins (Symphony of the Air, Josef Krips, RCA – ignore), Gilels (1958 mit der Tschechischen Philharmonie unter Sanderling – avoid), Kempff (der Mono-Zyklus von 1953 – acquire) und Gould (above all, hear the Gould) besprochen werden:
Emil Gilels was potentially one of the greatest of all interpreters of these works. At best, he combined a 24 carat technique with an instinctive understanding of the concertos‘ abundant wit, fantasy and drama. Sadly, he was never especially lucky with his formal gramophone commissions. Apart from a famous account of the Fourth Concerto with Ludwig and the Philharmonia Orchestra (4/58—nla), his 1950s EMI recordings (nla) were never much noticed by critics or collectors. (Except on the BBC Third Programme where they shone forth in successive editions of „Interpretations on Record“.) A cycle of Melodiya recordings, made with Sanderling and the Leningrad P0 in 1957, was never widely available in the West. (The Fourth and Fifth Concertos have subsequently appeared on a Chant du Monde CD complete with a disfiguring electronic hum.) A later EMI cycle, with Szell and the Cleveland Orchestra, also currently unavailable, was a curiously buttoned-up affair.
Aus demselben Text zu Kempff:
Wilhelm Kempff’s 1953 Berlin cycle with Paul van Kempen has long ben a collectors‘ item, often preferred to Kemplis famous 1960s PO/Leitner set, also on DG. Apart from Kempfl’s whimsical though not ineffective line in home-grown cadenzas, these are exemplary performances in matters of style and execution. Yet they are something more. The 1953 cycle gives an extraordinary sense of the imaginative dimension of the first four concertos. As the eighteenth century turned into the nineteenth so the mists of romanticism began to drift across the landscape. It was what Gombrich, writing of the painter Claude, called the concreteness and calm of a dream world. Kempff’s 1953 cycle catches that mood in a very special way. The 1960s stereo set has an equally fine First Concerto and a better recorded Emperor. There is generally more glitter and dash. But the Second, Third and Fourth Concertos are all more revealingly realized in 1953.
Zur CD-Ausgabe von Kempff (es ist die oben abgebildete, die ich besitze) wird angemerkt, dass der Klang in manchen Aspekten nicht so toll sei – den „hiss“ beim Hören mit Kopfhörern habe ich gestern auch recht stark wahrgenommen, kann ich aber ziemlich gut ausblenden (aber das ganze im Raum zu hören ist definitiv schöner).
Ich muss wohl Schnabel (mit Sargent, 1932/33) haben, gibt’s auf drei Naxos-CD, sehe ich … alternativen sehe ich keine wirklich guten, bei Testament sind spätere Einspielungen zu finden (mit Dobrowen/Galliera und dem Philharmonia Orchestra). Scheint für Gould ja wichtig gewesen zu sein, wie ich dem Gramophone-Artikel entnehme … und Solomon? In der EMI-ICON, die ich sowieso kaufen werde, gibt’s das dritte und das fünfte Konzert, bei Testament gibt’s zwei CDs (Konzerte 1 & 2 sowie 3 & 4) …
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