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Anonym
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gypsy tail wind
Sehr schön! Die bleibt wohl unangefochten meine Nr. 1-Einspielung dieser Sonaten. Was macht Laredo eigentlich heute? Damals war er ja noch recht jung – klar – und konnte sich das Gould’sche Nachtstudio ansehen. Eine ganz wunderbare Begegnung, die hier zu hören ist, improvisatorische Schachzüge von Gould, mit denen er Laredo (oder Rose) aber niemals „angreift“. Die Lektüre sagt, dass Laredo anfangs etwas irritiert gewesen sei, dann aber sich ein Herz gefasst habe: und es dann eben auch einfach so mache, das Improvisieren. Unendlich schöne Linien sind da herausgekommen bei ihm und das Klavier ganz nah und doch, nach der alten Alban Berg-Anweisung, „wie aus der Ferne“ … Das ist wohl überhaupt der „Geist“, der über diesen Werken schwebt, oder, wenn so wie hier gespielt, schweben kann.
kramerIch bin mir nicht sicher, ob ich Dich bezüglich Widmann wirklich richtig verstehe, zumal mich eine „Tendenz zum Analytischen“ (wenn es sie denn tatsächlich gibt) ehrlich gesagt nicht stören würde. Die von Dir empfohlene Einspielung von „Pierrot Lunaire“ habe ich jedenfalls gerade direkt bestellt. Feedback kommt garantiert!
Das ist wohl vor allem eine Verunsicherung, die ich mir manchmal selbst bereite. Interpretatorisch würde mich eine Tendenz zum Analytischen gewiss auch nicht stören, im Gegenteil. Außerdem muss ich wohl doppelt einschränkend sagen, dass dieser Ausdruck („Tendenz …“) ganz leicht ins Denunziatorische abkippen kann, so, dass da irgendetwas „Lebendiges“, „Sinnliches“ oder was weiß ich entgegengehalten wird. Mir stellte sich die Frage eher mit Blick auf die Liste der Kompositionen von Jörg Widmann im Wiki – ich kenne ihn fast nur aus dem Radio und muss das auch mal dringend ändern -, die zeigen, dass er immer wieder Werke anderer Komponisten aufgreift, also programmatisch aufgreift. Andererseits ist das nun wirklich das übliche „Verfahren“ in der Kunst und etwa mit literarischen Formen wie dem Pastiche ganz etabliert. Und auch sonst, natürlich gibt es in der Musikgeschichte tausend „Zitate“, Ausgangspunkte, Umwandlungen, Ausbrechungen aus dem, was schon da war. Anders geht es wohl nicht und genau darin liegt vielleicht die Lebendigkeit der Formen. Wie fasse ich diesen „Widerruf“ – der ja gar nicht nötig ist – am besten zusammen? Ich mochte wohl nur einmal nachfragen, wie es anderen, dir, mit dieser Art des Analytischen geht.
Und bitte, ja, ein Feedback zu Salome Kammer und dem „Pierrot Lunaire“. Hoffentlich bist du nicht enttäuscht von der deklamatorischen Kraft und teils Ausuferung von Kammer.
kramer
Eben aus der Post gefischt und gerade mit CD 1 begonnen:
Musste rasch nachsehen, was da drauf ist, da ich Kleiber nur in den Einzelveröffentlichungen habe. Schade, dass nicht der ganze „Tristan“ dabei ist, gibt es im Booklet eine Erklärung dafür, da die anderen Opern ja komplett enthalten zu sein scheinen? Aber immerhin, der dritte Akt ist auch für sich gewaltig. Der Schubert scheint dabei zu sein, aber mich irritieren gerade die anderen Satzbezeichnungen bei amazon (die machen freilich nicht selten Fehler): sind Beethoven 5 und 7 nicht in der Box, das kann doch bei dem Titel „Complete Recordings …“ nicht sein?
kramerNoch eine kurze Frage: Hast Du Schäfers Debussy/Chausson-Album „Mélodies“? Kannst Du es empfehlen? Ist leider out of print und nicht mehr sonderlich günstig zu bekommen.
Für einige Tage hatte ich das Album mal; vor Jahren hatte ich Kontakt zu einer Bekannten, die einen Plattenladen führte und die Musik auch „zur Ansicht“ schickte. Ich kann da keine wirkliche Empfehlung aussprechen, aber auch keine Ablehnung, da für mich französischer Gesang einfach heikel ist, fast immer zu starr. Und Schäfer schien mir da – wie übrigens auch bei ihrem Bach-Album mit „Hochzeitskantaten“ – zu dünn. Aber wie gesagt, obwohl ich das Französische gerne spreche – im Lied brauche ich es nicht. Das ist aber einfach eine persönliche Marotte. Schäfer bleibt für mich unerreicht in der „Winterreise“ mit Eric Schneider, dann mit der Reimann-Sache zu Mendellsohn. Kennst Du sie, was hältst Du von ihrer „Winterreise“? Was mich von ihr endlich noch interessiert, sind die Alben „Apparition“ mit Werken von Purcell und Crumb und „Pli Selon Pli“ von Boulez. Hast Du sie und würdest sie empfehlen?
Und um die Sache rund zu machen: ich höre die ganze Zeit die Violinsonaten von Bach mit Laredo.
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