Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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Danke für die schöne Mozart-Diskussion! Ich lese gerne mit, merke mir das eine oder andere, aber das Hören muss noch etwas warten. Ich muss heute abend etwas haben, was ich kenne – und ich habe mich für Milstein entschieden, zum Auftakt mal die beiden Beethoven-Sonaten, die ich von ihm habe („Frühling“ von 1958 mit Rudolf Firkusný und die „Kreutzer“ von 1957 mit Artur Balsam).

Es mag wirklich sein, dass er etwas weniger schöne Bögen spielt, dass sein Strich manchmal etwas schroff, knapp, hektisch ist – dass die Musik nicht immer, wie soll ich das sagen? In sich stimmt? Atmet? Aber der, Ton – der Ton ist unglaublich, von der ersten Phrase an bin ich in seinem Bann! Und Firkusný (das Zeichen über den s krieg ich nicht hin, pardon) macht das ganz gut (ich glaub besser als Balsam in der „Kreutzer“. Mit Szeryng/Rubinstein (oder Szigeti/Arrau) kann und darf man das natürlich nicht vergleichen, aber zu Heifetz höre ich schon Parallelen (und Differenzen, dass bei Heifetz gerade jeder Strich genau so ist, wie er eben sein muss, ein Spiel, das absolut zwingend erscheint – und natürlich dennoch immer nur eine unter vielen Möglichkeiten darstellt).

clasjazNein, von Telmányi habe ich noch nie gehört. Was heißt Bach-Bogen? Ich hatte mal eine LP – Namen des Spielers habe ich auch vergessen -, der auch einen Barock-Bogen verwendet hat, das ist so ein geschwungen-gekrümmtes Ding, oder? Musikalisch kam da auch nicht mehr bei heraus, ich meine diesen Mann, dessen Namen ich vergessen habe. Möchte ich gleich mal nachsehen, wer Telmányi ist! Und Nielsen kenne ich auch nicht, den Namen, mehr nicht.

Ich weiss nicht viel über diese Dinge – aber ja, es gab da anscheinend Leute, die meinten, man habe im Barock solche geschwungenen Bögen benutzt – das wurde dann später widerlegt – aber das ist alles nur gefährliches Wiki-Halbwissen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rundbogen_(Streichinstrument)
Telmányi gehörte zu den Leuten, die sich für einen Typus dieser Bögen einsetzte und ihn auf seinen Bach-Aufnahmen benutzte, wie schon auf dem Cover der Testament-CD vermerkt ist.
Der Witz am ganzen ist, dass das akkordische Spiel leichter fällt, das lineare dagegen schwieriger wird – gerade bei den Bach Solo-Stücken ist das doch interessant, oder? Die zwei Melodien, die Szigeti zugleich hinzaubert – warum nicht ein wenig am Instrument manipulieren (hat Gould mit seinem Flügel ja auch gemacht, gerade für Bach)!

Das hier war die Alternative, die (sehr selten, soweit ich weiss) im Jazz angewandt wurde:


(Das ist Joe Venuti auf dem Foto, einer der Grossen des frühen Jazz)

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