Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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Anonym
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gypsy tail wind

Ich kenne die Klavierkonzerte von Mozart ja noch gar nicht, aber das hier mit Robert Casadesus gefällt mir schon mal ziemlich gut, Ich habe ein paar Sachen von Schnabel, je zwei von Serkin, Meyer und Weissenberg, sowie eins von Lipatti – da muss ich mich erst noch festhören, wie überhaupt an Mozart.
Aber das Goodman-Konzert, hier in einer zuvor unveröffentlichten Aufnahme von 1940 (der Rest ist auch aus diesem Jahr), ist schön! Es scheint mir sehr viel zurückhaltender, ruhiger, gelassener, als die spätere Einspielung mit dem Boston Symphony Orchestra unter Munch. Schön auf jeden Fall! Ich hab Portal nicht mehr so stark im Ohr und Kell noch nicht gehört, aber das hier gefällt mir! Sehr fein – Barbirolli sei Dank wohl, der scheint gewusst zu haben, wie er mit diesem heiklen Wesen umzuspringen hat, und Goodman dankt es mit einem überzeugenden Auftritt, in dem ihm nie der Ton zu entgleiten droht wie dann 1957.

Das ist ein ganz wunderbares Album! Auch mit einer klanglichen Präsenz im Orchester, die nicht auf das Aufnahmejahr 1940 schließen lässt. Barbirolli würde ich da auch als „Ursache“ vermuten, ich kenne seinen Mozart, ebenfalls mit KV 595, sonst nur mit Schnabel, der im Ton etwas klarer ist als Casadesus, die ätherische Geste freilich haben beide – vielleicht ist für die Leichtigkeit, als Ergänzung, noch Gilels mit Böhm ein brauchbarer Vorschlag? Und Barbirolli mit dem NYP legt den Himmel mal wieder aus. – Die Symphonie ist gleichfalls phantastisch, wie der Schaum der Tage, wunderbare große Bögen, die mir viel lieber sind als die historische Gerechtigkeit, wenn es sie denn gibt.

gypsy tail windZudem: im Klavierkonzert Nr. 27 tauchen ein paar Phrasen und Motive auf, die genau so im Klarinettenkonzert wieder zu hören sind – Zufall, oder stammen die aus der gleichen Schaffensperiode?

Das Klarinettenkonzert habe ich in den letzten Tagen immer wieder gehört – und gerade Portal blieb mir freundlich, ich wünschte ihn mir hier mit Barbirolli. Ich frage mich selbst, woran das liege, ich höre bei Goodman einen tiefen Ton, der aber immer wieder einmal schleppt. Als ob es manchmal ein bisschen viel der Emotion sei. Bei diesen späten Werken Mozarts gibt es diesen „emotionalen Gehalt“ natürlich in hohem Maß, aber er droht im realen Spiel ständig abzukippen, so höre ich das jedenfalls gerade. Schwieriger Grat: große Intensität ohne Übertreibung.

Mit der Verwandtschaft des letzten Klavierkonzerts mit dem Klarinettenkonzert meinst Du die Hauptthemen in den Kopfsätzen? Die höre ich auch sehr beieinander, teils auch den zweiten Satz des Klavierkonzerts. Das sind die beiden letzten Konzerte Mozarts, das Klavierkonzert im Januar 1791 geschrieben, das Klarinettenkonzert im Oktober 1791 – obwohl es wohl Entwürfe zum ersten Satz einige Jahre zuvor gibt, wie ich mich gerade belehrt habe.

Bei Hildesheimer ein kurioser Eintrag in der Zeittafel: „20. November: Mozart erkrankt, legt sich zu Bett.“

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