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Heute wieder nur Liszt, fast … Ogdon ist grossartig, anderes hat mich etwas weniger überzeugt (Ovchnikov mit den „Études d’exécution transcendante“ S 139 etwa). Mikhail Rudy ist mit vier Stücken zu hören, Kleinigkeiten nur (2 Konzertstudion S 145, zwei der 4 Valses oubliées S 215) aber überzeugt mich.
Besser als die ersten „Études“ fand ich dann jene „d’après Paganini“ (S 140), die in der Box von André Watts zu hören sind, dem Sohn einer Ungarin und eines afro-amerikanischen GI, geboren in Deutschland, später von Leonard Bernstein unter die Fittiche genommen – schön!
Schön auch die Mephisto-Walzer, von denen leider die Nr. 3 fehlt. Die drei in der Box zu hörenden (dazu der vierte von den vergessenen Walzern) sind von Leif Ove Andsnes eingespielt worden und gefallen mir ebenfalls sehr. Dann folgen Kleinigkeiten von Mathieu Papadiamansi (Prelude über „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“, S 179) und zwei Weihnachtsbaum_Lieder (Wayne Marshall), die vergleichsweis wenig Eindruck machen.
Danach wieder Ogdon, toll nicht nur in der Sonate sondern auch mit den anderen Stücken, dem „Rákóczy Marsch“ aus den ungarischen Rhapsodien, dem ersten Valse oubliée, einer kleinen Nocturne, und ganz besonders dem (der?) Csárdás macabre. Was für ein Spiel, was für eine Härte, was für eine Zartheit, was für eine Entschlossenheit!
Danach folgen die schönen deri Konzertetuden (S 144), von denen seltsamerweise die erste von José Abel González (1998) in der Box zu finden ist, während die anderen beiden von Jeanne-Marie Darré (1974/75) stammen.
Auf CD10 ist dann erst Stephen Hough zu hören, auch er überzeugt, besodners mit der „Lugubre gondola“ (die lange „Rhapsodie espagnole“ muss ich allerdings morgen nochmal hören). Den Abschluss macht dann eine halbe CD Orgelmusik (Lionel Rogg), die mich eher ratlos zurücklässt. Kann mir vorstellen, dass das live eindrücklich ist, aber auf CD klappt das nicht so recht. Vielleicht muss ich’s mal so laut hören, dass bei den Nachbarn über mir die Wände wackeln?
Nach all diesen Sachen habe ich wieder vorne in der Box weitergehört, wo die Pianisten nicht so rasant wechseln (CD1-4 sind von Aldo Ciccolini, CD5-6 von György Cziffra), habe nochmal die „Harmonies“ von Ciccolini gehört sowie die kleinen (und grösseren) Stücke auf CD5 – sehr, sehr schön. Er hat keinen so besonderen Touch, oder keinen, der mich so direkt anspricht, wie Cziffra, aber ich bin jetzt wohl reif dafür, seinen Pilgerjahren morgen eine zweite Chance zu geben, in der Hoffnung, dass sie mich diesmal mehr ansprechen oder gar ergreifen.
Aber nach all dem heiligen Ernst – in der Musik zumal, über die Interpretationen liesse sich streiten – jetzt zu François, Samson (wie herum der Name wirklich läuft muss ich noch lernen), dem Berserker, der die ungarischen Rhapsodien so anders, so viel härter spielt als Cziffra – will er sie kaputtspielen, will er uns etwas zeigen? Gut möglich.
Aber ich habe nicht nur die Box, den Interpreten gewechselt, sondern bin auch noch zu Chopin übergelaufen, der mir wohl näher bleiben wird als Liszt. Es läuft CD3 der oben schon mehrfach erwähnten und abgebildeten Box, ein fast schon Horowitz’sches Programm aus diversen Stücken, bevor am Ende mit der zweiten Sonate (die 1956er Einspielung) abgeschlossen wird.
François ist wohl mein Mann für Chopin (fast hätte ich Samson getippt).
Wer mein Mann für Listz ist, muss sich noch weisen – ich bin jedenfalls fasziniert, auch wenn mich nicht alles überzeugt, was ich jetzt gehört habe. Fasziniert genug, dass ich mehr Cziffra will, dass ich Arrau will, und dass ich – dies vor allem! – die Bolet-Box haben will, die ja gemeinnhin als Referenz betrachtet zu werden scheint.
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