Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Über die Klasse der Klassik › Ich höre gerade … klassische Musik! › Re: Ich höre gerade … klassische Musik!
clasjazOhne Zweifel, das ist schönes, und im Cello an vielen Stellen auch drängendes Spiel. Die Sachen habe ich jetzt mehrmals gehört – die Schwierigkeiten, sich uneingeschränkt für eine Aufnahme zu entscheiden, werden mir da ganz handgreiflich. Die Franck-Sonate platziert das Problem noch geschickter, da es ja Fassungen für Violine und Klavier gibt und für noch andere Instrumente. Da wäre meine erste Frage: gibt es noch andere Einspielungen mit Cello und Klavier von einigem Rang, wie diese hier? Denn …. mir ist das am Ende zu weich, ohne wirkliche Ausbrüche, von Barenboims Klavier nicht zu reden, der fein ist, aber in feinem Plätschern. Es kommt von ihm nichts, keine Herausforderung an das Cello, er ist Begleitung, eine „schöne“, aber mehr nicht. Fast scheint mir, er hemmt das Cello, zum Beispiel zu Beginn des Schlusssatzes. Das mag andererseits alles so beabsichtigt sein – die Zurückhaltung, aber je länger ich das höre, glaube ich, dass da etwas nicht stimmt.
Das kann ich gut nachvollziehen, zumindest weil ich Barenboim ebensowenig als ultima ratio sehe. Ich sehe ihn nach wie vor primär als Dirigenten, erst danach kommt das Klavier. Sein Liszt gefällt mir, aber auch da nicht in der ersten Garde.
Zu Deiner ersten Frage, ja die gibt es. Argerich mit Maisky beispielweise, wobei mir das nicht nah genug ist. Eine wirklich gute Alternative wären Isserlis und Hough (Hyperion). Sehr nüchtern, direkt, ohne falsches Pathos, dabei doch dicht an der Emotionalität des Stücks. Gerade Hough ist fast eine Offenbarung am Klavier (auch was seinen Beitrag zu anderen Werken angeht). Beide Musiker sind inniger miteinander verwoben und gehen der Musik auf den Grund. Bei du Pré ist mehr Druck, mehr Atemlosigkeit zu spüren, Isserlis ist kontrollierter, aber vielleicht auch näher an der Musik. Ich bin gespannt auf Deine Resonanz, wenn Du Gelegenheit zum Hören hast. Es gibt noch eine andere Einspielung mit Isserlis und Devoyon, die ich aber nicht kenne.
Was meinst Du eigentlich genau damit, dass „etwas möglicherweise nicht stimmt“?
Mir ist das Cello wesentlich näher, als die Geige. Kommt für mich aus dem Bauch, ist unverstellt und dabei kräftig. Geige ist mir häufig zu kopflastig, macht Eindruck in den hohen Tönen, verstellt den Blick. Das Cello berührt mich meist direkt, die Geige häufig erst über Umwege. Ausnahmen gibt es natürlich zu Hauf, bspw. bei den Violinkonzerten von Bruch.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III