Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

#8420233  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

Registriert seit: 01.01.1970

Beiträge: 0

katharsis

César Franck – Sonate für Cello und Klavier in A-Dur
Jacqueline du Pre / Daniel Barenboim

Obwohl es sehr viele sehr gute Cellist(inn)en gibt, bleibt du Pre doch das Maß aller Dinge. Zupackend, dabei sicher intonierend und doch immer mit diesem existenzialistischem Drive. Da ist nichts mit verklärter Romantik und die melancholisch, bedrohliche Ader Francks wird sehr gekonnt herausgearbeitet.

Ohne Zweifel, das ist schönes, und im Cello an vielen Stellen auch drängendes Spiel. Die Sachen habe ich jetzt mehrmals gehört – die Schwierigkeiten, sich uneingeschränkt für eine Aufnahme zu entscheiden, werden mir da ganz handgreiflich. Die Franck-Sonate platziert das Problem noch geschickter, da es ja Fassungen für Violine und Klavier gibt und für noch andere Instrumente. Da wäre meine erste Frage: gibt es noch andere Einspielungen mit Cello und Klavier von einigem Rang, wie diese hier? Denn …. mir ist das am Ende zu weich, ohne wirkliche Ausbrüche, von Barenboims Klavier nicht zu reden, der fein ist, aber in feinem Plätschern. Es kommt von ihm nichts, keine Herausforderung an das Cello, er ist Begleitung, eine „schöne“, aber mehr nicht. Fast scheint mir, er hemmt das Cello, zum Beispiel zu Beginn des Schlusssatzes. Das mag andererseits alles so beabsichtigt sein – die Zurückhaltung, aber je länger ich das höre, glaube ich, dass da etwas nicht stimmt.

Und das macht mir Kopfzerbrechen, denn zumindest Du Pré schätze ich sehr, auch hier immer wieder. Dann frage ich mich aber auch, warum mir die Violin-Fassung besser schmeckt, zumindest die Aufnahmen, die ich davon kenne? Weil die Klaviere viel besser sind – Gieseking mit Taschner, Richter mit Oistrach? Das könnte sein. Oder weil die Violine zugespitzter spielen kann und das also nur meine persönliche Vorliebe ist? Auch deshalb meine Frage nach anderen Einspielungen der Sonate mit Violoncello.

Die Cellosuiten von Bach sind desgleichen schön, aber – oft zu einfach. Mir geht’s mit Du Pré oft wie mit Ginette Neveu: sie sind zu früh gestorben. Und ich spreche nicht vom „Ton“, den Du Pré hat – der ist unerhörtes Maß ihrer Kunst, den sie aber oft nicht erreicht hat, und das, allerdings, macht melancholisch. Sie ist wirklich zu vermissen, sie fehlt.

--